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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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ein rasches, krisen- oder katastrophenhaft erfolgendes Umkippen in ein neues<br />

Gleichgewicht. Diese Instabilität in der Selbstorganisation legt Modellierungen<br />

nach mathematisch-statistischen Verfahren nahe, um diese Trajektorien präziser<br />

zu beschreiben.<br />

“Prozessgestalt ist ein makroskopischer Attraktor, der aus der Selbstorganisation<br />

eines komplexen dynamischen Systems resultiert”. (S. 71).<br />

Der Attraktor bedingt, dass in einem System eine Menge von Ausgangszuständen<br />

auf eine kleinere Menge von stabilen Endzuständen hin konvergiert.<br />

In einem System können mehrere Attraktoren mit unterschiedlichen<br />

Einzugsbereichen vorkommen.<br />

Eine Trajektorie beschreibt als Kurve im Phasenraum, welchen Weg die<br />

Veränderung des dynamischen Systems nimmt.<br />

(Tschacher, 1997)<br />

Diesem hier nur sehr kurz erwähnten Konzept folgte Tschacher (1997) in mehreren<br />

empirischen Untersuchungen. Er beschrieb verschiedene Zeitreihen, z. B. Stimmungsverläufe<br />

eines Paares, Rauchverhalten, Aggressionsverhalten, Therapieverläufe,<br />

Herzfrequenz und Schlafverhalten. Es handelte sich überwiegend um Zeitreihen<br />

mit einem Zeitraster von einem Tag oder – bei kürzeren Intervallen – um objektive<br />

bzw. physiologische Daten auf Intervallskalenniveau. Dieser Aspekt ist wichtig,<br />

denn die von Heiß gemeinten Prozessgestalten haben eine sehr heterogene<br />

Zeitcharakteristik mit schnellen Abfolgen wie bei einem seriellen projektiven Test<br />

oder mit langfristigen Verläufen, die sich über einen Lebenslauf erstrecken.<br />

Es gibt auch von anderen Autoren zahlreiche Versuche, die katastrophentheoretischen<br />

und andere mathematisch-statistische Konzepte zur Beschreibung von dynamischen<br />

Systemeigenschaften und Prozesseigenschaften nicht nur in der physiologischen,<br />

sondern auch in der psychologischen Forschung zu nutzen. Die Bewertung<br />

dieser Ansätze und Befunde ist in der Regel nicht ohne weiteres möglich. Dies liegt<br />

nicht nur an den Voraussetzungen und an dem Schwierigkeitsgrad der Analysen,<br />

sondern auch an den fehlenden Vergleichsmöglichkeiten. Was hätte in diesen Fällen<br />

eine konventionelle Auswertung, z. B. ein Messwiederholungsplan (MANOVA)<br />

oder eine multiple Regression-Korrelation erbringen können? Was wäre mit<br />

psychologischen Daten auf Ordinalskalenniveau zu erreichen?<br />

Die Entwicklung von Prozessanalysen in der differentiellen Psychologie ist<br />

eine fünfte, zusätzliche Aufgabenstellung, die zu den von Stern, Cattell u. a.<br />

Pionieren, genannten grundlegenden Ansätzen der differentiellen hinzu kommt.<br />

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