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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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tiven Verfahren schlecht bestellt. Wenn der TAT nur als Explorationshilfe verwendet<br />

wird, treffen die testmethodischen Einwände nur noch sehr bedingt zu.<br />

9.4 Der Sceno-Test (von Staabs)<br />

Der Sceno-Test von Gerhild von Staabs (1964), der auch heute noch als diagnostische<br />

Spielsituation mit Kindern genutzt wird, gewährt noch größere Entfaltungsmöglichkeiten<br />

als der TAT. Im Sceno-Test werden nicht Bilder, sondern<br />

Spielzeug verwendet. Der Test ist in Anlehnung an ähnliche Verfahren (u. a. den<br />

Welt-Test von Bühler) entstanden, um für Kinder eine Situation zu schaffen, in<br />

der sie spielerisch ihre psychische Situation darstellen können. Der Grundgedanke<br />

entspricht also dem TAT und anderen projektiven Gestaltungstests, nur<br />

dass hier nicht unbedingt gesprochen werden muss. Deshalb ist dieser Test auch<br />

für sprachlich gehemmte oder behinderte Kinder geeignet. Das Kind kann im<br />

Umgang mit einem Inventar von Figuren und Bausteinen eine eigene Welt aufbauen<br />

und mitmenschliche Beziehungen darstellen. Im Prozess des Spielens<br />

wird das Kind vielleicht davon erzählen (siehe auch Ermert, 1997; Kastner-<br />

Koller & Deimann, 1999).<br />

Das Material dieser Miniaturwelt besteht aus Holzklötzen, Bäumen, verschiedenen<br />

Tieren (u. a. Kuh, Schwein, Krokodil), Gebrauchsgegenständen (Auto,<br />

Milchflasche, Klo) und vor allem 16 kleinen Puppenfiguren (Mutter und Vater,<br />

Kinder, Großeltern, Arzt usw.). Dieses Material wurde nach psychologischen<br />

und psychoanalytischen Gesichtspunkten ausgewählt. Der Aufbewahrungskasten<br />

dient zugleich als Spielfläche. Dem Kind wird das Material gezeigt, dann<br />

folgt mit wenigen Worten die Aufforderung, auf der Spielfläche etwas<br />

aufzubauen. Der Aufforderungscharakter des Materials ist so groß, dass dies<br />

bereits genügen kann. Bei größeren Kindern und Erwachsenen wird gesagt, dass<br />

sie “irgendetwas, was ihnen gerade einfällt oder durch den Sinn geht” aufbauen,<br />

“etwa so, wie ein Regisseur auf einer Bühne eine Scene insceniert” (von Staabs,<br />

1964, S. 17). Ist eine Szene aufgebaut, kann das Kind über das Geschehen<br />

berichten (was passiert ist, welche Personen das sind usw.) oder die Szene wird<br />

spielerisch erweitert und verändert.<br />

Für die Verhaltensbeobachtung während des Spiels gibt es einen Beobachtungsbogen,<br />

außerdem ein Protokollblatt für die Szene, falls diese nicht einfach<br />

fotografiert wird. Die <strong>Interpretation</strong> folgt in einer vereinfachten und dem kindlichen<br />

Spiel angemessenen Weise ähnlichen Prinzipien wie sie auch beim TAT<br />

gelten. Das Spielmaterial hat einen geplanten Aufforderungscharakter. Das Kind<br />

trifft eine vielleicht für seine gegenwärtige psychische Situation charakteristische<br />

Auswahl aus dem Material und kann im Spiel ein Thema entfalten, mit dem<br />

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