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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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Gewöhnlich sei die dargestellte Person der “Held” der Geschichte, bereits zu<br />

Beginn der Erzählung in Erscheinung tretend, am vitalsten in den Verlauf und<br />

den Ausgang der Geschichte verwickelt. Meist gebe es nur eine Hauptfigur, doch<br />

kommen auch Varianten und Wechsel vor, eventuell mehrere Helden oder<br />

Geschichten ohne offensichtliche Hauptfigur. Über die Serie der Tafeln, welche<br />

verschiedene Beziehungskonstellationen mit Vaterfigur, Mutterfigur, anderem<br />

Geschlecht, gleichgeschlechtlichen Personen und anderen Bezugsfiguren<br />

vorgeben, werden die wechselseitigen Einflüsse auf die Persönlichkeit untersucht.<br />

Die zentrale Voraussetzung bleibt, dass die Hauptfigur eine projektive<br />

Gestaltung der erzählenden Person ist. Deswegen sei ein diagnostischer<br />

Rückschluss auf den Erzählenden gerechtfertigt.<br />

Zur Auswertung des TAT existieren zahlreiche, z. T. sehr differenzierte Anleitungen<br />

und Schemata. Murray orientierte sich an der von ihm entwickelten Klassifikation<br />

von mehr als 20 Bedürfnissen (need-und-press Analyse, siehe<br />

Abschnitt 11.2). Er stufte die Motive und Zustände der Hauptfigur auf fünfstufigen<br />

Skalen hinsichtlich Intensität, Nachhaltigkeit, Häufigkeit und Gewicht innerhalb<br />

der gesamten Geschichte ein. Außerdem versuchte er, die relative Ausprägung<br />

von Über-Ich, Stolz und Ich-Strukturierung zu bewerten und mit Erwartungswerten<br />

zu vergleichen (siehe Revers, 1973).<br />

Die Ausgangsbasis des <strong>Interpretation</strong>sprozesses ist der Aufforderungscharakter<br />

einer Tafel. Hier ist nach Henry (1956) zweckmäßig zwischen drei Aspekten<br />

zu unterscheiden.<br />

Aufforderungscharakter einer Tafel<br />

Eine formale Anforderung, da die Bilder wegen ihrer unterschiedlichen<br />

Strukturiertheit auch verschiedene Anforderungen an das Organisationsvermögen<br />

stellen;<br />

ein mit dem Bild gegebener Inhalt (manifest stimulus demand), der in der<br />

Geschichte in adäquater Weise zu berücksichtigen ist;<br />

ein affektives Problem (latent stimulus demand), mit dem sich der Proband<br />

auseinander zu setzen hat.<br />

Wichtige Inhaltsvariablen sind: die emotionale Tönung der Geschichten, der<br />

Handlungskern (“Thema”), die Hauptfigur, ihre Charakterisierung und ihre<br />

sozialen Beziehungen. Als wichtig gilt auch die Unterscheidung zwischen den<br />

geäußerten Phantasieinhalten und dem, was der Proband nicht gesagt hat,<br />

obwohl es im manifesten Aufforderungscharakter enthalten ist. Bereits an dieser<br />

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