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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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Fragwürdigkeit von Kriterien zu Validierung. Andererseits gibt es, falls ein<br />

Protokoll vorliegt, mehrere wichtige Aspekte die überprüft werden können: die<br />

Interviewführung und mögliche Probleme, die Segmentierung und Kodierung,<br />

die Kategorienbildung, die <strong>Interpretation</strong> und die gezogenen Schlüsse.<br />

Ein kompetentes Interview würde sich auszeichnen durch: die genaue Planung<br />

des Ablaufs, die Nutzung gut ausgearbeiteter Leitfäden, die Unterscheidung von<br />

leitenden Themen und die Aufschlüsselung der Einzelfragen, die Kenntnis von<br />

Fragetechniken und typischen Fehlern. Ein Training der Interviewmethodik kann<br />

sich u. U. auf eine Videoaufzeichnung stützen. Die methodische Qualität der<br />

<strong>Interpretation</strong> kann nach den Gesichtspunkten wie in den anderen Bereichen der<br />

Methodenlehre der Psychologie bewertet werden (siehe u. a. Kapitel 12). Bei<br />

jeder praktischen Anwendung sind die Ziele dieser Diagnostik bzw. dieses<br />

Assessment und die Entwicklung präziser Assessmentstrategien wesentlich<br />

(siehe Abschnitt 9.9).<br />

In den Übersichten zur Interviewmethodik werden weitere Methodenprobleme<br />

und Untersuchungsergebnisse referiert (Keßler, 1982; Trost, 1996; Wengraf,<br />

2001; Wittkowski, 1994). Dazu gehören die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse,<br />

Reliabilitätsstudien zu Aspekten der Auswertungsreliabilität, kriterienbezogene<br />

und konstruktbezogene Validierungen, außerdem Überlegungen zu Ökonomie,<br />

Nutzen, Fairness und Akzeptanz dieser Methodik.<br />

Die Frage nach der Validität und der Ökonomie von biographischen Daten<br />

stellt sich vor allem dort, wo sie als diagnostische bzw. prognostische Verfahren<br />

benutzt werden, u. a. in der klinischen Diagnostik und in der Personalauswahl<br />

(siehe auch Jäger, 1996; Amelang & Zielinski, 1997). In diesem Bereich sind<br />

auch überzeugendere Kriterieninformationen verfügbar. Die Validität eines<br />

Vorstellungsgesprächs ist aber sehr zweifelhaft, wenn es nicht sehr strukturiert<br />

auf bestimmte Bereiche eingeht (Schuler, 1992). Eine von Bliesener (1992)<br />

durchgeführte Metaanalyse ergab, dass eine gute prädiktive Validität im<br />

Hinblick auf berufliche Kriterienmerkmale (berufliche Leistung, Beurteilung<br />

durch Vorgesetzte, Verbleiben in einem Betrieb) erreicht werden kann. Diese<br />

Validitätskoeffizienten können jedoch erheblich überschätzt sein. Zu den möglichen<br />

methodischen Artefakten gehören u. a. die Abhängigkeit der Prädiktoren<br />

und Kriterien (Konfundierung) und die Vorauswahl (Präselektion) von<br />

Personen.<br />

Kontexte und Abhängigkeiten<br />

Die Methodik der Interviews steht in einem weiteren Kontext, der für die angemessene<br />

<strong>Interpretation</strong> wesentlich sein kann. Aus sozialpsychologischer Sicht<br />

sind die typischen Strukturen der Interaktionsprozesse, die Abhängigkeiten vom<br />

Status und den Rollen der Beteiligten sowie deren unterschiedliche kommunikative<br />

Kompetenz wesentliche Bedingungen jedes Interviews.<br />

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