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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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Lernpsychologie, in den Untersuchungen zur Personwahrnehmung und zur<br />

Kommunikationspsychologie, in der allgemeinen Ausdruckspsychologie, in der<br />

psychoanalytischen Deutetechnik und in der Deutetheorie projektiver Testverfahren,<br />

in der Graphologie und in vielen weiteren Bereichen.<br />

Alexander (1988) hat eine Zusammenstellung solcher Hinweise gegeben. Er<br />

nannte sie “principle identifiers of salience”.<br />

Hervorhebungen<br />

Primacy – das erste Thema (Eröffnung, Übersicht und Schlüssel),<br />

Frequency – die Häufigkeit (Wiederholungen und Variationen),<br />

Uniqueness – das Besondere (das Einmalige am Ereignis und an der<br />

Formulierung),<br />

Negation – die Verneinung (und Abwehr),<br />

Emphasis – die Betonung (Überbetonung oder Unterbetonung),<br />

Omission – die Auslassung (von inhaltlichen Aspekten oder von zugehörigen<br />

Affekten),<br />

Error of Distortion – die Verzerrung (Fehler, Versprecher, Irrtümer),<br />

Isolation – das Unpassende (aus der Kommunikationssequenz herausfallend),<br />

Incompletion – die Unvollständigkeit (Unterbrechungen, abruptes Ende).<br />

(Principle identifiers of salience, Alexander, 1988, S. 269)<br />

Analyse von Widersprüchen<br />

Diese Strategie geht nicht von den übereinstimmenden Hinweisen aus, sondern<br />

setzt bei den Widersprüchen an. Es gilt, wie bei den meisten anderen Strategien,<br />

inhaltliche, formale und stilistische Aspekte gleichermaßen wesentlich. Auch<br />

sind mögliche Widersprüche zwischen Inhalt und Form zu beachten, z. B. die extrem<br />

nüchterne Schilderung eines schwerwiegenden Lebensereignisses. Solche<br />

Widersprüche können herausgearbeitet werden, um Themen zu modifizieren<br />

oder einen Gegenentwurf zum bisherigen Ansatz zu entwickeln. Widersprüche<br />

haben, zumal wenn es tiefgehende, unvereinbar erscheinende Gegensätze sind,<br />

eine dialektische Spannung (griech. Gegensatz in der Unterhaltung, Widerspruch).<br />

Diese vermag den <strong>Interpretation</strong>sansatz nicht nur zu modifizieren, sondern<br />

auch umzustürzen, falls im Konstruktionsprozess keine überzeugende<br />

Synthese geschaffen werden kann. Die unaufgehobene dialektische Spannung<br />

kann jedoch gerade das Charakteristische einer Lebenssituation oder persönlichen<br />

Entwicklung sein, ähnlich der Ambivalenz (lat. beide Werte zusammen)<br />

von Affekten wie Neugier und Furcht oder Angst und Lust.<br />

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