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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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durchaus einen Wechsel von sexuellen und anderen Themen aufweisen. Auch<br />

ungeschulte Personen könnten sexuelle Bedeutungen von Bildern herausfinden.<br />

Umgangssprachliche Ausdrücke glichen oft den angeblichen Symbolen.<br />

French und Fromm (1964) sahen im Traum im wesentlichen eine innere<br />

Problemlösungsstrategie. Der Therapeut bemüht sich, seine intuitiven Deutungen<br />

des Trauminhalts an anderen Daten des Träumers und im Rahmen seiner<br />

Biographie kritisch zu überprüfen. Wenn die aktuelle emotionale Lage des<br />

Träumers durch die Deutung aller Traumteile und die Assoziationen erhellt werden<br />

kann, ist ein zentrales Thema bzw. ein Konflikt identifiziert.<br />

Gottschalk (1975) betonte, dass Träume die gegenwärtigen und die lebenslangen<br />

Konflikte darstellten. Deswegen sind sich wiederholende Träume und<br />

Traumserien besonders aufschlussreich. Die Traumarbeit geschieht vor allem<br />

durch Symbolisierung, durch Kondensierung und Verdrängung. Die Selbstanalyse<br />

des Traums soll von der Frage ausgehen, was am letzten Tag oder in der<br />

letzten Zeit besonders wichtig war und welche Gefühle damit verbunden waren.<br />

Im nächsten Schritt soll der Träumer freie Assoziationen zum gesamten Traum,<br />

zu Traumelementen und insbesondere zu allen ungewöhnlichen Details aufschreiben.<br />

Diese Schritte bereiten die Formulierung des im Traum enthüllten<br />

Konflikts vor, wie Gottschalk an mehreren Beispielen zu zeigen versuchte.<br />

Gottschalk räumte den Unterschied zu Freuds Methodik ein. So werden einige<br />

Träumer nicht ohne weiteres frei assoziieren können oder sie werden irritierende<br />

Triebimpulse nicht wahrhaben wollen. Er hält die Selbstanalyse von Träumen<br />

jedoch für psychologisch fruchtbar, u. a. für ein vertieftes Selbstverständnis.<br />

Thomas (1972) hat ebenfalls eine Anleitung zur Selbstanalyse von Träumen<br />

mit “Fragen an die Träume” verfasst. Zu dem möglichst gleich nach dem Aufwachen<br />

aufgeschriebenen Traum sollen spontane Einfälle und gezielte<br />

Assoziationen notiert werden. Die Frage “Was fällt mir dazu ein?” könnte bei<br />

jedem Begriff und Satz des Traumes gestellt werden. Weitere Fragen beziehen<br />

sich auf vom Traum geweckte Kindheitserinnerungen, Fragen nach Gefühlsregungen,<br />

Personen, nach dem Bezug zur Wirklichkeit und wie der Traum zu<br />

Ende zu denken wäre.<br />

Alle Autoren, die den Traum nicht im therapeutischen Kontext erheben und<br />

interpretieren können, werden primär den manifesten Trauminhalt interpretieren<br />

müssen. Deswegen bleibt es eine grundsätzliche Frage, ob und in wie weit die<br />

Dynamik des geträumten Traumes rekonstruiert werden kann.<br />

Moser und von Zeppelin (1996) haben einen neuen Weg der Traumanalyse<br />

beschritten. Sie unterscheiden konsequent zwischen dem geträumten, dem<br />

erinnerten und dem erzählten Traum. “Die Informationen des geträumten<br />

Traumes sind nie vollständig zu erschließen. Wir vermuten, dass seine Struktur<br />

sensuell, zum größten Teil bildhaft ist, in einer Sequenz von Situationen verläuft,<br />

gelegentlich auf eine Ebene des verbalen Geschehens gerät und auch kognitive<br />

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