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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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Ohne die vollständigen Regeln und Beispiele zur Erläuterung der Kodierungen und<br />

ohne entsprechendes Training kann diese Affektanalyse selbstverständlich nur<br />

ansatzweise und unvollständig gelingen. Dies kann deswegen unbefriedigend bleiben,<br />

doch kann der Versuch mehr als eine abstrakte Beschreibung dazu beitragen,<br />

Grundsätze der psychologischen Inhaltsanalyse von Texten zu verstehen.<br />

In diesem Beispiel geht es nur um das Thema Angst. Selbst wenn es relativ<br />

viele Regeln gibt und die psychologischen Kategorien relativ einfach sind bzw.<br />

zu sein scheinen, werden die Kodierungen nicht durchweg leicht fallen, sondern<br />

werden Diskussionsspielraum bzw. Unsicherheiten lassen. Dies zeigt die<br />

Notwendigkeit eines gründlichen Trainings mit Kontrolle der Übereinstimmung<br />

als Voraussetzung der Gültigkeit einer Affektanalyse. Für eine 5-Minuten-<br />

Sprachprobe wird ein zeitlicher Aufwand von 20-30 Minuten für die Transskription<br />

und Segmentierung sowie von 10-15 Minuten für die Auswertung<br />

angegeben.<br />

Im Anhang befindet sich dieser Text, jedoch mit der Segmentierung und<br />

Kodierung, wie sie in der deutschen Arbeitsanleitung vorgegeben ist (Schöfer,<br />

1980). Die Affektanalyse ergab vor allem diffuse Angst, Scham-/Schande-Angst,<br />

etwas Verletzungsangst und Trennungsangst, insgesamt 51 Punkte. Bei einer<br />

Wortzahl von 404 führte dies zu einem Gesamtwert von 3.57. (Dieser Wert entstand,<br />

um eine bessere statistische Verteilung der Werte zu erhalten und um Null-<br />

Werte zu vermeiden, durch eine Wurzeltransformation aus dem Quotienten<br />

100/Wortzahl multipliziert mit (Rohwert + 0.5), Schöfer, 1980, S. 82).<br />

Über mögliche Anwendungen, über Untersuchungsergebnisse und Auswertungs-Reliabilität<br />

enthalten vor allem die amerikanischen Arbeiten zahlreiche<br />

Informationen (Gottschalk, 1979). Insgesamt 35 deutsche Arbeiten wurden von<br />

Koch und Schöfer (1986a) veröffentlicht, u. a. handelte es sich um testmethodische<br />

Fragen und um Anwendungen bei klinischen Fragestellungen aus dem<br />

Bereich der Psychosomatik, Schizophrenieforschung und Psychotherapieprozessforschung.<br />

Bei der Untersuchung der Texte von 406 Personen hinsichtlich<br />

der Angst- und Aggressivitätsskalen ergaben sich Beziehungen zu sozioökonomischen<br />

Merkmalen. Je schlechter die sozioökonomischen Verhältnisse, desto<br />

mehr Affekte wurden ausgedrückt. Bei Vergleichen sollten außerdem das<br />

Geschlecht und das Alter der Personen berücksichtigt werden. Die Intra- und<br />

Inter-Rater-Reliabilität trainierter Auswerter wurde anhand von 30 bzw. 40<br />

Sprachproben untersucht und – in der Größenordnung von ca. 0.80 – als befriedigend<br />

bewertet. Dagegen war die Reproduzierbarkeit von einer ersten zu einer<br />

zweiten Sprachprobe (N = 340) nach einem Intervall von einer Stunde gering<br />

(Größenordnung zwischen 0.06 und 0.22); am stabilsten war noch die Wortzahl<br />

mit r = 0.54 (Koch & Schöfer, 1986b).<br />

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