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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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vertreten werden, dass es als Bestätigung der bereits vorliegenden diagnostischen<br />

Beurteilung nun auch einen typischen testpsychologischen Befund gibt. Im<br />

Hinblick auf die Psychotherapie sind kaum Prognosen möglich. Die gehemmte<br />

und zugleich empfindliche Verfassung ist ein wichtiger Aspekt und vielleicht<br />

auch Ansatz, um durch die Unterstützung beruflicher und sozialer Aktivitäten<br />

voran zu kommen. Der Verlauf der Therapie und ihre Auswirkungen auf die<br />

Selbstbeurteilung können durch einen katamnestisch durchgeführten, zweiten<br />

Test erfasst werden.<br />

Die hier nur skizzierten Aussagen sind das Ergebnis von psychologischen<br />

<strong>Interpretation</strong>en, die sich auf verschiedene Kontexte beziehen. Dabei helfen<br />

Heuristiken aufgrund psychologischer Erfahrung. Grundsätzlich bleibt jedoch<br />

offen, inwieweit das im Fragebogen mehrdimensional erfasste Selbstbild der<br />

Patienten objektivierbare Entsprechungen hat: im Verhalten, im familiären und<br />

beruflichen Alltag, in körperlichen Symptomen. Die Testinterpretation liefert<br />

dafür nur Hypothesen.<br />

Falls noch andere psychologische Daten vorlägen, wäre ein weiterer <strong>Interpretation</strong>sschritt<br />

nötig, um den Übereinstimmungen und den u. U. aufschlussreichen<br />

Widersprüchen nachzugehen. Solche Informationen könnten etwa aus<br />

einem ausführlichen biographischen Interview und aus klinischen Fragebogenskalen<br />

(Angst, Depression, Copingstrategien u. a.) stammen oder aus einem<br />

Gespräch mit einer Bezugsperson.<br />

Methodischer Kommentar<br />

Gegen die Fragebogenmethodik zur Erfassung von Persönlichkeitseigenschaften<br />

sind verschiedene und z. T. grundsätzliche Einwände erhoben worden. Sechs<br />

dieser Einwände werden hier geschildert (siehe auch Amelang & Zielinski, 1997;<br />

<strong>Fahrenberg</strong> et. al., 2001; Fisseni, 1998; Kenrick & Funder, 1988).<br />

1. Sprachliche Kritik<br />

Der erste Einwand betrifft die sprachliche Formulierung von Fragen. Items sollten<br />

möglichst kurz, eindeutig, ohne doppelte Verneinungen, in einfacher Grammatik<br />

und allgemeinverständlich formuliert sein. Andererseits veralten manche<br />

Ausdrücke relativ schnell, und einzelne Wörter sind in verschiedenen Landesteilen<br />

oder in anderen deutschsprachigen Ländern nicht gleichermaßen vertraut.<br />

Auch im FPI sind manche Formulierungen sprachlich nicht befriedigend gelungen.<br />

Verbesserungen sind, wenn der Test einmal standardisiert ist, erst bei einer<br />

größeren Revision möglich.<br />

2. Semantische Probleme und Kontextlosigkeit<br />

Grundsätzlicher ist der anschließende zweite Einwand, der sich auf die semantischen<br />

Probleme bezieht. Eindeutige Items gibt es nicht. Dies ist am Beispiel des<br />

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