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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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stufenweise zugelassen werden: für eine schriftliche Darstellung und für die<br />

öffentliche psychologische <strong>Interpretation</strong> im Seminar.<br />

Erfahrungsgemäß ist die Mehrzahl der um Mitwirkung gebetenen Personen einverstanden,<br />

dass ihre Biographie mit geeigneter Verschlüsselung im Seminar<br />

diskutiert wird. Sie erwarten dann aber oft eine Rückmeldung über die Ergebnisse.<br />

An der schriftlichen Fassung sind wohl alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen interessiert.<br />

Die oft berichtete, sehr positive Resonanz auf diese Bitte spricht natürlich<br />

auch für eine geschickte Auswahl der in Frage kommenden Personen. Dennoch<br />

kommt es vor, dass einige ihre Biographie nicht für das Seminar freigeben, aber<br />

zustimmen, dass sie mit den Dozenten methodisch besprochen wird.<br />

Es scheint sich nicht zu bewähren, Verwandte oder enge Freunde um die<br />

Teilnahme zu bitten. In einer nicht zu nahen Bekanntschaft stellt sich eher ein<br />

förderliches Maß von Nähe und beschreibender Distanz ein. Wie ist das Gespräch<br />

am besten einzuleiten? Wann sollte vom Zuhören zum Fragen übergegangen werden?<br />

Was ist zu tun, wenn bestimmte Themen ausgeklammert bleiben oder offensichtlich<br />

vermieden werden? Trotz des Interesses, möglichst viel zu erfahren, sind<br />

natürlich bei heiklen Fragen Taktgefühl und Zurückhaltung nötig. Im Plenum wird<br />

ausführlich und oft sehr anregend über diese Fragen diskutiert. In der Regel ist es<br />

das erste Mal, dass sich den Teilnehmern eine solche Aufgabe stellt.<br />

Bei der Verschlüsselung der zu schreibenden Biographie kommt es nicht allein<br />

auf das Einsetzen anderer Namen oder Ortsangaben (eventuell auch eine<br />

Veränderung des Berufs) an. Auch die Hinweise auf seltene Ereignisse und Bezüge<br />

müssen entfernt werden, um die Identifizierung auszuschließen. Dies ist nicht<br />

immer leicht, weil es die Biographie verändern kann. Die Biographen haben in<br />

diesem Zusammenhang die Freiheit und Notwendigkeit, identifizierbare Details zu<br />

verfälschen. Die Person sollte ihre ausdrückliche Zustimmung gegeben haben,<br />

dass nach guter Anonymisierung eine Besprechung im Plenum stattfinden darf.<br />

Außerdem ist es korrekt, Kassetten mit der Aufzeichnung des Gesprächs zu<br />

löschen – oder der interviewten Person zur Erinnerung zu überlassen.<br />

Diese praktischen Aspekte wurden hier vorangestellt, weil sie den möglichen<br />

Rahmen der Biographie und ihrer Auswertung in der Seminardiskussion mitbestimmen.<br />

5.2 Die Aufgabe<br />

Die vorausgegangenen Abschnitte und Kommentare sollten das Schreiben der<br />

Biographie eines anderen Menschen vorbereiten. Eine wiederkehrende Erfahrung<br />

bei der ersten Erhebung einer Biographie ist der Eindruck, vom Umfang der einmal<br />

angeregten Lebensschilderung überwältigt zu werden. Nach Stunden des<br />

Zuhörens kann es dann an Zeit mangeln, auf wichtige Themen und Zusammen-<br />

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