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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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hänge zurück zu kommen. Falls die Zeit und die Motivation vorhanden sind, ist es<br />

zweckmäßig, im ersten Schritt von einer Person eine kürzere Biographie, welche<br />

mehr erzählenden, narrativen Stil hat, zu erheben. Nach dieser Erfahrung wird<br />

dann im zweiten Schritt von einer anderen Person eine ausführlichere Biographie<br />

gewonnen. Hier kann an den narrativen Teil noch ein vertiefender explorierender<br />

Teil angeschlossen werden. Einfacher ist es noch, von vornherein zwei<br />

Gesprächstermine zu vereinbaren, um in der Zwischenzeit – schon von einem<br />

<strong>Interpretation</strong>sansatz geleitet – wesentliche Fragen vorzubereiten.<br />

Einige technische Bedingungen dieser Biographik und die Vertraulichkeit der<br />

Aufzeichnungen wurden zuvor genannt. Ein biographisches Gespräch kann u. U. zu<br />

persönlichen Problemen führen, welche aktuell eine fachpsychologische Beratung,<br />

d. h. die Hilfestellung beim Aufsuchen geeigneter Beratungsstellen, erfordern. Auf<br />

diese Möglichkeit gedanklich vorbereitet zu sein, kann, falls es dazu kommen sollte,<br />

einen Ausweg aus einer u. U. schwierigen und vielleicht überfordernden Gesprächssituation<br />

finden lassen. Der Hinweis auf fachlich kompetente Beratung kann durch<br />

das Angebot ergänzt werden, eventuell geeignete Adressen zu vermitteln.<br />

Für die Biographik gibt es hier keine vom Beginn an zu planende optimale<br />

Strategie. Der Verlauf hängt vom persönlichen Kontakt und von den Themen ab,<br />

denn im narrativen Teil werden sich der Biograph bzw. die Biographin weitgehend<br />

von der spontan erzählten Lebensgeschichte leiten lassen. Erst für den<br />

explorativen Teil gewinnen psychologische Überlegungen und Strategien eine<br />

größere Bedeutung. Im folgenden Abschnitt werden einige Anregungen zusammengestellt,<br />

um den Einstieg zu erleichtern und eine Struktur zu finden.<br />

Zum Vorgehen bei dem biographischen Gespräch werden also keine<br />

Richtlinien, sondern nur einige Anregungen gegeben, wie der Fluss des narrativen<br />

Teils zu beginnen und die explorative Phase zu gestalten sind. Der tatsächliche<br />

Ablauf muss sich natürlich nach der Dynamik des Erzählens bzw. nach den<br />

Themen und ihren Zusammenhängen richten. Eine verhältnismäßig ausführliche<br />

Protokollierung der Gesprächssituation (siehe auch Interviewerbericht bei<br />

Fuchs-Heinritz, 2000, S. 262 f.) wird hier empfohlen, um an ihre mögliche Bedeutung<br />

für den Kontext der Erzählung zu denken.<br />

86<br />

Die Aufgabe der Biographik lautet:<br />

Entwerfen Sie die Biographie einer Person aus Ihrem Bekanntenkreis im<br />

Umfang von mehreren Seiten (Größenordung 8 bis 15 Seiten) mit dem folgenden<br />

Aufbau:<br />

(1) Beschreibung der Erhebungsbedingungen:<br />

Kontaktaufnahme bzw. Beziehung zu der Person; Setting des Gesprächs<br />

(Ort, Zeit, Wohnumwelt, andere Personen, Störungen); allgemeine Atmosphäre;<br />

Dauer des Gesprächs;

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