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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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Interesse bezog sich vor allem auf zwei Bereiche: Beanspruchung (Stress), körperliche<br />

Beschwerden und Gesundheitssorgen sowie Aggressivität und<br />

prosoziales Verhalten. Da es vor 1970 noch keine deutschen Inventare dieser Art<br />

gab, wurde die Testentwicklung in Anlehnung an angloamerikanische Vorbilder<br />

begonnen. Das geplante Persönlichkeitsinventar sollte außer den genannten<br />

Bereichen auch die beiden durch Eysencks Forschung herausgearbeiteten,<br />

grundlegenden Persönlichkeitsdimensionen Extraversion-Introversion und<br />

Emotionalität (Neurotizismus) erfassen.<br />

Das FPI ist also aus den theoretischen Interessen der Autoren an bestimmten<br />

Persönlichkeitsmerkmalen entstanden. Dagegen wählten andere Testautoren zur<br />

theoretischen Fundierung ihrer Fragebogen ein postuliertes Gesamtkonzept der<br />

Persönlichkeit oder einen Formalismus der Datenreduktion (Faktorenanalyse)<br />

oder sie hatten die Absicht, eine minimale Zahl von allgemeinen Dimensionen<br />

festzulegen.<br />

Items<br />

Nach der Entscheidung über die Eigenschaftsbereiche ist die Auswahl geeigneter<br />

Items für den Fragebogen der erste Schritt der Testkonstruktion. Die Items stammen<br />

aus verschiedenen Quellen. In der Tradition der Fragekonstruktion ist es<br />

nicht unüblich, einzelne Items aus anderen Fragebogen zu übernehmen, denn<br />

manche Formulierungen sind so prägnant, dass sie nicht mehr zu verbessern<br />

sind. So lassen sich einzelne Items über Jahrzehnte hinweg in Fragebogen verschiedener<br />

Autoren verfolgen. Die meisten Items des FPI wurden entweder neu<br />

formuliert oder umformuliert.<br />

Items werden im Hinblick auf das gemeinte theoretische Konstrukt entworfen.<br />

Bei jedem heuristischen Einfall eines möglichen Items ist zu fragen, ob es ein<br />

zutreffender Indikator für dieses Konstrukt sein kann. Wenn es um den Bereich<br />

Körperliche Beschwerden geht, kann dies vergleichsweise einfach sein. “Haben<br />

Sie häufig Kopfschmerzen” scheint geeignet zu sein, und es bleibt nur zu überlegen,<br />

ob das Wort “häufig” problematisch ist oder eine andere sprachliche Form<br />

vorzuziehen ist, z. B. “Ich habe gelegentlich Kopfschmerzen”. Dagegen ist es<br />

schwieriger, Items zu entwerfen, welche prosoziales Verhalten repräsentieren. So<br />

werden bei den Aussagen “Ich würde kaum zögern, auch alte und schwerbehinderte<br />

Menschen zu pflegen” und “Ich bekomme häufig ein schlechtes Gewissen,<br />

wenn ich sehe, wie schlecht es anderen Menschen geht” mehr Konnotationen<br />

und unterschiedliche Motive für das Verhalten zu bedenken sein.<br />

Der Entwurf solcher Items wurde in einem z. T. langwierigen heuristisch-interpretativen<br />

Prozess in gemeinsamer Diskussion der Testautoren festgelegt. In<br />

diese Diskussion gingen als Vorverständnis des Konstrukts das fachliche Wissen<br />

über diesen Arbeitsbereich, die wichtigsten Eigenschaftskonzepte und die eigenen<br />

Fragestellungen ein. Die Entwicklung einer Test-Vorform ist auch deswegen<br />

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