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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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9 Testinterpretation<br />

9.1 Übersicht<br />

“Ein Test ist ein wissenschaftliches Routineverfahren zur Untersuchung eines<br />

oder mehrerer empirisch abgrenzbarer Persönlichkeitsmerkmale mit dem Ziel<br />

einer möglichst quantitativen Aussage über den relativen Grad der individuellen<br />

Merkmalsausprägung” (Lienert & Raatz, 1998; S. 1). Wichtige Gütemerkmale<br />

sind die Reliabilität, Validität, Objektivität und Normierung eines Tests.<br />

Wenn die Testergebnisse vorliegen, müssen sie psychologisch interpretiert<br />

werden. Was sagen sie über die betreffende Person aus und was bedeuten sie für<br />

den Zweck der Untersuchung? Welche Beziehungen bestehen zu anderen Informationen?<br />

Wie auch bei anderen <strong>Interpretation</strong>en muss hier kontextbezogen,<br />

heuristisch und methodenkritisch gearbeitet werden.<br />

Der fachlich angemessene Gebrauch und die zutreffende <strong>Interpretation</strong> der<br />

Ergebnisse bleiben dem Anwender und der Anwenderin überlassen. Je nach<br />

Ausbildung und nach praktischer Erfahrung mit einem Test wird der in den<br />

Gütemerkmalen erläuterte potentielle Nutzen für das Assessment bzw. die<br />

Diagnostik erreicht werden können. Die psychologische <strong>Interpretation</strong> wird in<br />

den Test-Manualen häufig nur durch ein einziges Beispiel erläutert.<br />

Die korrekte Durchführung und Auswertung und die Möglichkeiten und<br />

Grenzen der psychologischen <strong>Interpretation</strong> des Testbefundes könnenn an Beispielen<br />

trainiert werden. Ein Testwert hat nur dann einen optimalen Entscheidungsnutzen<br />

bei einer Assessment-Aufgabe, wenn in diesem <strong>Interpretation</strong>sprozess<br />

alle wichtigen Aspekte und Fehlerquellen berücksichtigt werden.<br />

Unter diesem Blickwinkel unterscheidet sich die <strong>Interpretation</strong> eines<br />

Testwertes nicht von einer hermeneutischen Prozedur der Textinterpretation,<br />

auch wenn einige Aspekte oder Kriterien quantitativ formuliert sind: die Test-<br />

Normen, die Reliabilitätskoeffizienten und der Standard-Messfehler sowie die<br />

Konfidenzintervalle eines Testwertes. Ein wichtiger Unterschied besteht natürlich<br />

in der praktischen Zielsetzung, weil die Testinterpretation in der Regel zu<br />

einer Beurteilung und Entscheidung beitragen soll. Dies prägt die soziale<br />

Situation der Untersuchung. Die Kommunikation der Ergebnisse (Gutachten) an<br />

die untersuchte Person und ggf. auch an den Auftraggeber bilden eine wichtige<br />

zusätzliche Aufgabe (siehe u. a. Fisseni, 1982; 1997; Westhoff & Kluck, 1998).<br />

Als Beispiele für dieses Kapitel wurden drei projektive Techniken ausgewählt:<br />

der Thematische Apperzeptions Test von Murray (1943), der Sceno-Test von<br />

Staabs (1964) und der Rorschach-Test (1921). Das mit diesen Tests gewonnene<br />

“projektive Material” erfordert eine Inhaltsanalyse von Texten, seltener von<br />

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