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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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fen Assessment, Entscheidungsnutzen, fachliche Verantwortung und Qualitätskontrolle<br />

in vorausgegangenen Kapiteln erläutert wurde (u. a. in Kapitel 9).<br />

Eine systematische Darstellung der Gültigkeitsprobleme fehlt bisher, obwohl<br />

es an Büchern zur Text- und Inhaltsanalyse nicht mangelt. Unter dem Begriff der<br />

“spezifisch inhaltsanalytischen Gültigkeit” zählte Mayring (1997) in Anlehnung<br />

an Krippendorff (1980) die aus der Testtheorie bekannten Aspekte der empirischen<br />

Validität auf, ähnlich gehen andere Autoren vor. Dabei wird vielfach die<br />

Überzeugung geäußert, dass die Inhaltsanalyse spezieller, anderer und adäquater<br />

Validierungsstrategien bedürfe. Die ähnliche, aber viel ältere Methodendiskussion<br />

zur Validierung projektiver Verfahren oder graphologischer Gutachten<br />

scheint weitgehend unbekannt zu sein.<br />

Flick (1996) nannte zur Geltungsbegründung von Textinterpretation die für<br />

Psychologen bekannten Gütekriterien, d. h. die Aspekte der Reliabilität und<br />

Validität, erwähnte aber keine typischen Resultate oder Beurteilungsmaßstäbe.<br />

Anschließend erwähnte er einige neuere Validierungsformen. Genauer betrachtet<br />

handelt es sich eher um spezielle Aspekte des <strong>Interpretation</strong>sprozesses (wie<br />

semantische, prozedurale oder kommunikative Validität). An adäquate<br />

Reformulierungen des Validitätskonzepts für die Zwecke der allgemeinen<br />

<strong>Interpretation</strong>slehre sind höhere Anforderungen zu stellen, u. a. sind auch exemplarische<br />

Anwendungen zu erwarten. Die vielzitierte “dichte Beschreibung”<br />

(Geertz, 1987) als interpretierende Herausarbeitung von Bedeutungsstrukturen in<br />

der Lebenswelt der untersuchten Subjekte wird sicher nicht genügen.<br />

Auch die anderen zitierten Autoren haben bisher weder Evaluationsmaßstäbe<br />

für die empirische Prüfung der Auswertungs- und <strong>Interpretation</strong>s-Übereinstimmung<br />

noch das Reliabilitäts-Validitäts-Dilemma herausgearbeitet. Dieses<br />

Dilemma wurde oben mit den Begriffen <strong>Interpretation</strong>stiefe und <strong>Interpretation</strong>sdivergenz<br />

erläutert.<br />

Es wäre unbefriedigend, sich allgemein mit der Behauptung einer logischen<br />

oder inhaltlichen Gültigkeit zu begnügen und auf methodenkritische Untersuchungen<br />

und Verbesserungen zu verzichten. Mayring (1997) forderte neue<br />

Validierungsstrategien und sah in einer noch zu entwickelnden Fehlertheorie der<br />

Inhaltsanalyse mögliche Ansätze. Jeder Schritt der nach seinem Ablaufmodell<br />

durchgeführten Inhaltsanalyse (siehe Abschnitt 8.6) enthält zugleich eine mögliche<br />

Fehlerquelle. Außerdem könne es Verzerrungen im zugrundeliegenden<br />

Kommunikationsmodell geben. Die Analyse von Fehlerquellen zur Entwicklung<br />

von Validierungsstrategien zu nutzen, ist eine interessante Heuristik. Es sind<br />

zahlreiche Formen der Mängelanalyse denkbar, neben Aspekten der Reliabilität<br />

auch verschiedene Aspekte der Übereinstimmungsvalidität und der externen<br />

Validität näher zu untersuchen.<br />

Auch Merten (1983) nannte einige Aspekte der logischen und der empirischen<br />

Gültigkeit, doch folgte dann der Hinweis. “Da Inhaltsanalyse als basales<br />

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