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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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12 <strong>Interpretation</strong>slehre – Heuristik und<br />

kritische Prüfung<br />

12. 1 Übersicht<br />

Der Pluralismus der Methoden und Theorien in der Psychologie ist offenkundig.<br />

Die Methodenlehre scheint oft von Gegensatzpaaren beherrscht zu sein.<br />

Beispiele sind hier: Erklären – Verstehen, nomothetisch – idiographisch, Beobachtung<br />

– Deutung, Experiment – <strong>Interpretation</strong>, quantitativ – qualitativ, Labor<br />

– Feld. Diese Begriffe sind durch lange Diskussionen mit vielen Bedeutungen<br />

belastet; ohne Erläuterungen fördern sie eher Missverständnisse als aufzuklären.<br />

Diese Gegensatzpaare suggerieren außerdem, dass es Alternativen sind, zwischen<br />

denen wir, wie zwischen richtig und falsch, zu wählen haben.<br />

Tatsächlich sind solche Zuspitzungen und Polarisierungen in den wissenschaftstheoretischen<br />

Auseinandersetzungen zu finden. Dabei müsste es doch evident<br />

sein, dass eine Psychologie im vollen Umfang ihrer Fragemöglichkeiten auf<br />

diesen Methodenpluralismus angewiesen ist. Nicht die Entscheidung für die eine<br />

oder die andere Alternative, sondern neue Ideen zur heuristischen Kombination<br />

einander ergänzender Verfahren werden uns weiterführen.<br />

Die Einseitigkeiten und Verständigungsschwierigkeiten haben verschiedene<br />

Gründe. So werden das allgemeine Erkenntnisziel, das konkrete Arbeitsziel und<br />

die speziellen Fragestellungen den Bezugsrahmen festlegen. Eine umfassende<br />

Biographik oder die ausgedehnte Beschäftigung mit interessanten Narrativen<br />

oder oral history unterscheiden sich vom pragmatischen Ansatz in der beruflichen<br />

Praxis der Psychologie. Hier ist es wichtig, die benötigten Informationen<br />

möglichst direkt und zuverlässig zu gewinnen. Auch die unterschiedliche fachliche<br />

Ausbildung und Erfahrung werden zu anderen Bewertungen von<br />

Zielsetzungen und Methoden führen.<br />

Philosophische und wissenschaftstheoretische Auffassungen<br />

Philosophische Vorentscheidungen können einen Einfluss haben, selbst wenn<br />

sie aktuell nicht als eigene Position deutlich ausgedrückt sind. Hier sind vor<br />

allem die philosophisch-psychologischen Bestimmungen des Menschen<br />

(“Menschenbilder”) gemeint. Aus diesen Überzeugungssystemen ergeben sich<br />

Konsequenzen für die Auswahl von Zielen und Methoden in Forschung und<br />

Praxis. In der wissenschaftstheoretischen Diskussion sind verschiedene Auffassungen<br />

entwickelt worden, aus denen sich speziell auch für die Psychologie<br />

bestimmte Arbeitsrichtungen und Methodiken ableiten oder – umgekehrt –<br />

auch kritisieren lassen. Über solche philosophischen und wissenschaftstheore-<br />

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