27.11.2012 Aufrufe

Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

iographischen Kommunikation siehe auch Fuchs-Heinritz, 2000; Rosenthal,<br />

1995).<br />

In den genannten allgemeinen Prinzipien des biographischen Verfahrens<br />

erscheint ein hohes Anspruchsniveau. Es werden Voraussetzungen gemacht, die<br />

praktisch kaum gegeben sein können (zur Grundlagenkritik siehe Abschnitt<br />

11.3).<br />

5.10 Biographien und Krankheitsdarstellungen<br />

(Pathographien)<br />

Am Ende des Kapitels über autobiographische Versuche wurden die Titel einiger<br />

psychologisch interessanter Autobiographien genannt. Biographien gibt es in<br />

viel größerer Zahl. Wenn es in unserem Zusammenhang um die psychologischen<br />

Qualitäten einer biographischen Darstellung geht, muss zwischen verschiedenen<br />

Auffassungen und Zielen dieser Bücher unterschieden werden.<br />

Biographien können sich um eine möglichst genau Rekonstruktion eines<br />

Lebenslaufs bemühen oder sie können eine romanhafte Ausgestaltung vornehmen.<br />

Dies ist am Stil des Schreibens und an den Inhalten zu erkennen. Wenn<br />

Szenen mit wörtlicher Rede der Personen geschildert oder wenn private Gedanken<br />

und Gefühle der Personen ausgesagt werden, handelt es sich um Erfindungen.<br />

Diese können stimmig wirken und die Lektüre vielleicht spannender und<br />

emotional ansprechender machen, aber es sind Zutaten des Romanautors.<br />

Für solche inneren Ansichten, Monologe und Szenen könnte es natürlich<br />

Quellen geben wie Tagebücher und Mitteilungen anderer. Dieses Material würde<br />

dann in historisch belegbarer und quellenkritischer Weise zur Rekonstruktion<br />

beitragen. Jeder Autor, der diese Mühe aufbringt, würde aber diese Leistung<br />

durch Hinweise und Anmerkungen betonen.<br />

Deshalb bleibt zu bedenken: Handelt es sich tatsächlich nur um eine durch<br />

Quellen belegbare, kritische Schilderung des äußeren Lebenslaufs? Werden fiktive<br />

Einblicke in die innere Welt gegeben – vielleicht in historisch passender und<br />

nachempfundener Weise? Oder wird auf solche Elemente konsequent verzichtet<br />

und dies der Fantasie des Lesers überlassen? Wie authentisch ist diese<br />

Biographie?<br />

Selbstverständlich können alle Biographien für psychologisch-biographische<br />

Zwecke nützlich sein, da auch die Inhalte und Stilmerkmale der schriftstellerischen<br />

Fiktionen sich als Gegenstand von <strong>Interpretation</strong>en eignen.<br />

Problematisch sind die unkenntlichen Mischungen aus biographischen<br />

Informationen und romanhaften Ausschmückungen wie sie in zahlreichen<br />

Künstler-, Schauspieler- und Politiker-Biographien üblich sind. Im Hinblick auf<br />

113

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!