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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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Der Traum kann als Darstellung der persönlichen Entwicklung und Reifung<br />

interpretiert werden. Die geschilderte Reise entspricht einem wichtigen<br />

Lebensabschnitt im Übergang zu einer noch undeutlichen Zukunft. In dieser<br />

Lebenssituation deutet sich eine soziale Isolierung an, aber kaum eine manifeste<br />

Angst. Die Entwicklungsaufgabe spitzt sich zwar in einem kritischen<br />

Ereignis zu, wird aber durch aktives Handeln und vielleicht auch innerliche<br />

Wandlung bewältigt.<br />

Der <strong>Interpretation</strong>sprozess wurde aus didaktischen Gründen in mehreren<br />

Durchgängen entwickelt. In einer <strong>Interpretation</strong>sgemeinschaft ist dieser Prozess<br />

meist weniger systematisch, sprunghafter und vielseitiger, da mehr Einfälle und<br />

Assoziationen eingebracht werden. Die Diskussion wird lebendig, wenn spekulativ<br />

voreilende <strong>Interpretation</strong>sansätze und – dadurch provoziert – kritische<br />

Einwände wie auch grundsätzliche Zweifel vorgebracht werden. Die Besprechung<br />

dieser Einwände kann den Prozess sehr fördern, wenn dabei beharrlich an<br />

die konsequente Ausführung der wichtigsten Linien und an die Absicht einer<br />

mehrheitlich befriedigenden Konstruktion erinnert wird.<br />

2.7 Spontane Einfälle als Kontext<br />

Der Träumer hatte zu dem Traumgeschehen noch einen spontanen Einfall:<br />

Am Vortag war bei der Fahrt zum Studienort ein Zug verunglückt und lag schräg<br />

am Bahndamm.<br />

Kommentar<br />

Solche Erinnerungen an aktuelle Ereignisse werden auch als “Tagesrest”<br />

bezeichnet. Hier bezieht sich der Tagesrest auf das auffälligste Traumereignis<br />

und bestätigt dessen zentrale Rolle im <strong>Interpretation</strong>sansatz.<br />

An dieser Stelle kann erneut der Einwand auftauchen, dass Träume natürlich<br />

durch emotional bewegende Erfahrungen ausgelöst und im Traum nur noch ausgestaltet<br />

werden. Es sei die psychobiologische Funktion des Traumes, diese<br />

Erinnerungen aufzuarbeiten und bestehende Spannungen abzubauen. Mit diesem<br />

theoretischen Erklärungsversuch der Traumentstehung sind jedoch die Fragen<br />

nicht erledigt, weshalb ein bestimmter Tagesrest und in welchem Zusammenhang<br />

dieser in den Traum überführt wird. Wahrscheinlich hängt dieser Prozess<br />

wiederum mit dem Thema des Tagesrests und der Intensität der damit assoziierten<br />

emotionalen Reaktion zusammen. Die Erinnerung ist als spontaner Einfall<br />

am Morgen immer noch lebendig und könnte deshalb für die <strong>Interpretation</strong> wichtige<br />

Hinweise liefern.<br />

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