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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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Träume und Biographie<br />

Am Beispiel des Lebens von Franz Kafka haben C. S. Hall und Lind (1970)<br />

gezeigt, wie die <strong>Interpretation</strong> von Träumen verwendet werden kann, um biographische<br />

Hypothesen zu bilden und Zusammenhänge aufzuhellen (siehe auch<br />

ZPID Spezialbibliographie, 1994).<br />

7.4 Untersuchungsbefunde<br />

Die Inhalte von Traumberichten können unter verschiedenen Gesichtspunkten<br />

beschrieben werden. Solche Inhaltsaltsanalysen wurden an einem breiten<br />

Material, dass z. T. Tausende von Träumen umfasste, durchgeführt. Die neun<br />

Hauptkategorien der Inhaltsanalyse waren: Setting und Objekte; Charaktere;<br />

aggressive, freundliche oder sexuelle Interaktion; Aktivitäten; Achievement;<br />

Emotionen; Dimensionen der Wahrnehmung; Modifier; Persönliche Strukturen,<br />

jeweils mit zahlreichen Unterkategorien, insgesamt 148 (C. S. Hall & Van de<br />

Castle, 1966; siehe auch die Zusammenstellung von 137 Skalen bei Winget &<br />

Kramer, 1979). In diesen Untersuchungen wurden die Traumberichte von Studenten<br />

und anderen Gesunden sowie von Patientengruppen miteinander verglichen.<br />

Die Bücher enthalten umfangreiche Häufigkeitsstatistiken der Themen<br />

und speziellen Aspekte.<br />

Wie Freud hat auch Jung in seinen Büchern zahlreiche eigene Träume mitgeteilt.<br />

Eine vergleichende quantitative Inhaltsanalyse wurde von C. S. Hall und Domhoff<br />

(1974) an 28 Träumen Freuds und 31 Träumen Jungs durchgeführt und mit durchschnittlichen<br />

inhaltsanalytischen Werten von 500 Träumen von hundert amerikanischen<br />

Studenten verglichen. Es gab viele Gemeinsamkeiten zwischen diesen<br />

Traumserien, aber auch deutliche Unterschiede in einigen der 14 Inhaltskategorien.<br />

In Freuds Träumen traten u. a. relativ mehr menschliche Gestalten, Freunde und<br />

Verwandte auf, mehr orale Bezüge, bei Kontaktaufnahme war er eher der passive<br />

Teil, mehr Erfolge als Misserfolge erlebend. In Jungs Träumen kamen mehr Landschaften,<br />

mystische, fiktive und historische Personen vor, bei Kontaktaufnahme<br />

war er eher der aktive Teil. C. S. Hall und Domhoff (1974) gaben zu Bedenken,<br />

dass Freud und Jung wahrscheinlich unterschiedliche didaktische Absichten verfolgten<br />

als sie ihre Träume mitteilten und interpretierten.<br />

Parekh (1987b) konnte das Material von 600 Interviews anlässlich einer großen<br />

epidemiologischen Erhebung über psychogene Erkrankungen in der Großstadtbevölkerung<br />

von Mannheim auswerten. Von 51 % lagen Traumberichte vor<br />

(45 % aller Männer und 58 % aller Frauen, p < . 001, S. 195), davon wurden 307<br />

Texte inhaltsanalytisch nach dem Kategoriensystem von Jorswieck (1966) ausgewertet.<br />

Die hier verwendeten neun Kategorien, jeweils mit fünf Unterkategorien,<br />

lauteten:<br />

164

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