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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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• zusätzliche Auswertung der Interviewinhalte und ausgewählter Verhaltensmerkmale<br />

(Videoaufzeichnung).<br />

Die Symptom-Kontext-Analyse könnte als mehrstufiges, hypothesengenerierendes<br />

und überprüfendes Verfahren zur Aufklärung psychophysiologischer bzw.<br />

psychologischer Zusammenhänge verwendet werden. Der Symptomverlauf<br />

(oder eine andere relevante Zustandsänderung) wird auf spezielle (Auslöse-) Bedingungen,<br />

die sich von den Hintergrundbedingungen abgrenzen lassen, bezogen.<br />

Die Blickrichtung kann zwischen diesen verschiedenen Ebenen systematisch<br />

geändert werden, z. B. vom Auftreten des Symptoms auf Kategorien des<br />

Befindens oder von emotionalen Episoden auf simultane physiologische<br />

Veränderungen.<br />

Die Zusammenhänge können eventuell quantitativ-statistisch als intraindividuelle<br />

Korrelationen und Zeitreihenanalysen, oder nur interpretierend erfasst<br />

werden. Wie in der psychologischen Biographik und in der Methodik der Inhaltsanalyse<br />

können auf diese Weise psychologische Bedeutungen, subjektive und<br />

intentionale Aspekte des Kontexts einbezogen werden. Gesucht werden wiederkehrende<br />

Zusammenhänge, reproduzierbare individualspezifische Reaktionsmuster<br />

und zeitliche Abhängigkeiten. Einzelfallbezogen sind sie als singuläre<br />

“idiographische” Hypothesen oder als verallgemeinernde “wenn-dann-Beziehungen”<br />

zu formulieren. Diese mehrstufige Symptom-Kontext-Analyse, welche<br />

in komplementärer Weise Prinzipien der nomothetischen und der idiographischen<br />

Methodik verbindet, wird für bestimmte Fragestellungen geeigneter sein<br />

als es jede dieser Methodiken für sich genommen ist.<br />

Die Symptom-Kontext-Analyse wird also primär als Einzelfall-Auswertung<br />

unternommen werden, weil die individuellen Bedingungszusammenhänge, die<br />

biographischen und situativ bedeutungsvollen Aspekte in den Selbstberichten<br />

und Kommentaren der Patienten erkundet werden sollen. Statt eines Verbatim-<br />

Protokolls kann eine audiovisuelle Aufzeichnung angefertigt werden. Dieses<br />

Videoprotokoll könnte später noch einmal gezeigt und mit dem Interviewten<br />

gemeinsam interpretiert werden (siehe das Blutdruck-Video). Inwieweit diese<br />

Einzelfälle zu typischen Konstellationen verdichtet werden können, wird im<br />

Hinblick auf dieses beschriebene Blutdruck-Video gegenwärtig untersucht.<br />

11.5 Zusammenfassung<br />

Reichen die traditionellen Eigenschaftsbegriffe für die Biographik aus oder werden<br />

andere Beschreibungseinheiten wie Prozesseigenschaften, persönliche<br />

Themen und Konstrukte, Entwicklungsaufgaben und Bewältigungsstrategien<br />

benötigt? Die biographische Methode hat eine umfassende Absicht und ein sehr<br />

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