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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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3 <strong>Interpretation</strong>sansatz zum TAT-Beispiel im Abschnitt<br />

9.3<br />

Gesamteindruck. Die Geschichte entspricht der Testinstruktion, eine dramatische<br />

Phantasieerzählung zu liefern und die Gefühle der beteiligten Personen<br />

zu schildern. Eine Zukunftsperspektive wurde jedoch erst aufgrund der Nachfrage<br />

entwickelt. Die junge Frau im Vordergrund (mit den Büchern) ist offensichtlich<br />

die Hauptfigur der Geschichte.<br />

Die psychologische Situation der Hauptfigur. Die junge Frau hat sich durch<br />

ihre schulische (geistige) Ausbildung vom ländlichen Leben gelöst und hat<br />

auf sehr enttäuschende Weise ihren Partner verloren. Dies ist indirekt an der<br />

Schwangerschaft der anderen Frau zu erkennen. Die Hauptfigur drückt ihre<br />

Verzweiflung und ihren Ärger aus. Sie will sich einen neuen Partner suchen<br />

oder sich an dem früheren Partner rächen.<br />

<strong>Psychologische</strong>r Situationsverlauf. Der eigene Weg der Weiterbildung könnte<br />

beim Auseinanderleben eine Rolle gespielt haben, vielleicht auch eine zu<br />

geringe emotionale Zuwendung des Mannes. Doch scheinen weder der Mann<br />

noch das ländliche Milieu als Hemmnis für diese Ausbildung erlebt worden zu<br />

sein. Der Partner hat sich der anderen Frau zugewandt, ohne dass die Gründe<br />

deutlich gemacht werden. Die Zukunft bleibt vage. Eine Rückkehr scheint es<br />

nicht zu geben (auch wegen der Schwangerschaft der anderen Frau). Sie denkt<br />

an eine neue Partnerschaft (wobei die Formulierung "ranmachen" auffällt).<br />

Zunächst verharrt sie in Enttäuschung und Ärger. Die angedeutete Möglichkeit<br />

einer Rache an dem früheren Partner wird nicht ausgemalt.<br />

Zentrales Thema. Im Mittelpunkt steht die gescheiterte Partnerbeziehung<br />

wegen einer nicht näher erklärten Entfremdung. Das Thema der Geschichte<br />

entspricht dem Aufforderungscharakter der Tafel 2, d. h. Beziehungen zwischen<br />

den drei Personen, der ländlichen Szene und den Büchern herzustellen.<br />

Entwicklung des Themas. Die Hauptfigur ist von diesem Partnerschaftsproblem<br />

überwältigt und sieht gegenwärtig keinen deutlichen Ausweg. Psychologisch<br />

interessant sind die stark kontrastierenden Emotionen dieser Personen:<br />

der gleichgültig erscheinende Mann, die mit ihrer Schwangerschaft zufriedene<br />

andere Frau und bei der Hauptfigur die heftigen Gefühlsreaktionen, für die<br />

noch kein Ausgleich (Reifung) gefunden werden konnte: Enttäuschung, Jammern,<br />

Ärger, Rachegefühle.<br />

Die Schilderung des situativen Erlebens der Hauptfigur spricht dafür, dass<br />

sich die Erzählerin weitgehend mit der Hauptfigur identifizieren könnte. Zu<br />

dieser Annahme tragen natürlich das Vorwissen über ihr Geschlecht und über<br />

den Anlass der psychologischen Untersuchung ("Partnerschaftsprobleme")<br />

bei. Vielleicht hat auch dieser Untersuchungsanlass den Einfall zu dieser<br />

Geschichte gebahnt und dessen Richtung mitbestimmt. Der Vergleich mit den<br />

übrigen TAT-Geschichten könnte hier weiterführen.<br />

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