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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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gehen, am liebsten in die dritte Welt. Aber mit Psychologie ist das sicher<br />

schwierig.<br />

Selbstinterpretation<br />

Zur <strong>Interpretation</strong> kann ich nicht viel sagen. Es war schon vom Elternhaus her<br />

eine ziemlich konventionelle und “normale” Entwicklung ohne große Konflikte<br />

oder Krisen.<br />

Im Vergleich zu anderen (Brüder, Klassenkameraden) habe ich mich oft älter<br />

und überlegener gefühlt, das hing vielleicht auch mit der älteren Freundin und<br />

dem USA-Aufenthalt zusammen. Auch mein Interesse an Auslandsreisen und an<br />

beruflicher Tätigkeit im Ausland könnte eine solche durchgehende Linie sein.<br />

Ich möchte zumindest für eine Zeit aus diesen “normalen” Verhältnissen heraus.<br />

Ich glaube, dass es auch diese Neugier auf andere Menschen und das<br />

Interesse an anderen Lebensverhältnissen waren, die mich zum Psychologie-<br />

Studium brachten.<br />

Kommentar zur Methodik<br />

Das Schreiben einer autobiographischen Skizze wirft noch einmal die Frage nach<br />

dem autobiographischen Gedächtnis und den zugrundeliegenden Prozessen der<br />

Selektion und Inferenz auf. Wie zuverlässig ist die Erinnerung? Würde die autobiographische<br />

Skizze bei einem zweiten Versuch anders ausfallen? Inwieweit<br />

können wir uns überhaupt an unsere Kindheit erinnern? Wird nicht jede<br />

Schilderung aus der Sicht des Erwachsenen eine falsche Perspektive geben,<br />

indem Bedeutungen und Zusammenhänge behauptet werden, die damals nicht<br />

gegeben waren? Diese Erinnerungen müssen doch sehr subjektive Rekonstruktionen<br />

des eigentlichen Geschehens sein. Auf welche Weise versuchen wir, uns<br />

in unserem episodischen Gedächtnis an Szenen zu erinnern: aufgrund zeitlicher<br />

Nähe (also im chronologischen Ablauf), nach ähnlichen Themen oder nach eigenen<br />

psychologischen Konzepten (“naiven” und “impliziten” Persönlichkeitskonzepten)?<br />

Autobiographien sind nicht nur Schilderungen eines Lebenslaufs, sondern<br />

durch Auswahl und Verbindung der Themen immer auch Selbstdarstellungen<br />

und Selbstinterpretationen. Von einem Lebenslauf für Bewerbungszwecke (dem<br />

Curriculum Vitae, lat. Lauf des Lebens) unterscheidet sich die autobiographische<br />

Skizze, weil sie nicht nur allgemeine Angaben zur Person und zur Schule und<br />

Ausbildung enthält. Sie soll die innere Entwicklung und die vielleicht prägenden<br />

Einflüsse und Zielsetzungen erkennen lassen.<br />

Wie wurde die autobiographische Skizze aufgebaut: wird nur erzählt oder wird<br />

auch psychologisch interpretiert? Wie sind die psychologischen Reflektionen<br />

und Konstruktionen angelegt? Im Plenum kann diese beim Tageslauf-Protokoll<br />

begonnene Diskussion methodisch vertieft werden. Welche Beziehungen beste-<br />

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