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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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• Effekte, die eher unabsichtlich zustande kommen wie Aufmerksamkeitsänderungen,<br />

Verhaltensanpassungen, Beobachterdrift, Sättigungsphänomene und<br />

darüber hinaus auch Abnahme der Teilnahmemotivation und der Compliance;<br />

• Routinisierung und Schematisierung der Selbstberichte, Ausbilden von implizit-naiven<br />

Konzepten und Attribuierungen mit der Möglichkeit entsprechender<br />

Erwartungseffekte, Verstärkung von Antworttendenzen, Zunahme von<br />

missing data und Fehlern;<br />

• absichtliche Reaktivität mit Verhaltensänderungen, absichtlichem Invalidieren<br />

oder Verändern von Daten; psychologische Reaktanz, Abnahme der Compliance,<br />

bis zur Unterbrechung und Verweigerung.<br />

Auch in psychologischen Interviews und Testsituationen werden solche Effekte<br />

in verschiedenen Formen und Abstufungen vorkommen. Die methodenbedingte<br />

Reaktivität kann folglich auch zu einem Problem der psychologischen <strong>Interpretation</strong><br />

werden.<br />

Methoden der Bestätigung (Konfirmation) von Sätzen<br />

Die Gültigkeit von <strong>Interpretation</strong>en einfach aus dem Akt des “Verstehens” und<br />

der “Evidenz” zu behaupten, wird grundsätzliche Einwände provozieren. Deshalb<br />

stellt sich erneut die Frage, ob es andere und überzeugendere Bestätigungsmöglichkeiten<br />

gibt. Diese Formen der Konfirmation lassen sich logisch<br />

und methodologisch definieren und pragmatisch nach ihrer intersubjektiven<br />

“Überzeugungskraft” im Kontext von Kommunikation und Rechtfertigung ordnen.<br />

• Formallogische Richtigkeit (Syllogismus);<br />

• intersubjektiv, sensorisch und/oder apparativ prüfbare Aussagen (Protokollsätze)<br />

über die äußere Welt (z. B. Verhaltensmessungen, physiologische<br />

Messungen);<br />

• intersubjektive Übereinstimmung von Aussagen über Erfahrung von<br />

Situationen und Stimuli sowie über das Verhalten anderer Personen, d. h. im<br />

Prinzip öffentliche Sachverhalte (z. B. Verhaltens-Einstufungen);<br />

• intersubjektive Bestätigung von Aussagen über das eigene Verhalten oder<br />

Ereignisse der Vergangenheit (nur referierte und deshalb im Prinzip nachprüfbare<br />

Ereignisse);<br />

• intersubjektive Bestätigung von <strong>Interpretation</strong>en durch ihre Wirkungen auf<br />

das Erleben und Verhalten des Informanten (z. B. Freuds Traumdeutung im<br />

Behandlungsverlauf);<br />

• intersubjektive Konvergenz über Stimmigkeit, Triftigkeit einer <strong>Interpretation</strong><br />

als Leistung einer <strong>Interpretation</strong>sgemeinschaft nach lehr- und lernbaren Regeln<br />

und Heuristiken (z. B. Biographik, Inhaltsanalyse von Texten);<br />

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