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Psychologische Interpretation. - Jochen Fahrenberg

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Es ergaben sich zahlreiche für die Lebenslaufforschung interessante Korrelationsmuster<br />

und überwiegend auch Bestätigungen der Annahmen. Die Autoren<br />

betonen die Bedeutung der frühkindlichen Bedingungen für die weitere Entwicklung.<br />

Die statistische Auswertung stützte sich auf Korrelations- und<br />

Regressionsanalysen, doch bleibt fragwürdig inwieweit die multiplen Effekte<br />

und Konfundierungen der sozialen, ökonomischen und psychologischen<br />

Merkmale damit berücksichtigt werden konnten. Ein systematisches Matching<br />

durch Bildung “statistischer Zwillinge” wäre hier angebracht, ist jedoch nur bei<br />

noch größeren Stichproben praktisch möglich (siehe die Validierung von<br />

Persönlichkeitsfragebogen FLZ und FPI, <strong>Fahrenberg</strong> et al., 2000, 2001).<br />

Fuchs (1984; Fuchs-Heinritz, 2000) verfasste eine Einführung in Praxis und<br />

Methoden der biographischen Forschung. Sie entstand aus seinen umfangreichen<br />

Studien über Lebensgeschichten von Arbeitern und gibt eine Übersicht über alle<br />

Forschungsansätze der Sozialwissenschaften, die “als Datengrundlage (oder als<br />

Daten neben anderen) Lebensgeschichten haben, erzählte bzw. berichtete<br />

Darstellungen der Lebensführung und der Lebenserfahrung aus dem Blickwinkel<br />

desjenigen, der sein Leben lebt” (S. 9). Das Buch enthält zahlreiche Hinweise<br />

und Kommentare, die in dieser Vielfalt und Übersichtlichkeit sonst kaum zu finden<br />

sind. Einige Stichwörter sollen dies belegen. Fuchs erläuterte, dass die biographische<br />

Kommunikation auch im Alltag stattfindet und in zahlreichen<br />

Institutionen (Schule, Arzt, Arbeitgeber, Ämter, Gerichte, Geheimdienste), die<br />

auf ihre Weise biographisch forschen.<br />

Das Erzählen der Lebensgeschichte kann durch typische Formtraditionen<br />

(“Orientierungsfolien”) geprägt sein, welche als konventioneller Stil den individuellen<br />

Stil überlagern: unter dem Blickwinkel der Beichte, der religiösen<br />

Erziehung, der ärztlichen Anamnese, weiterhin Lebensläufe für Bewerbungen,<br />

sogar Ehrungen und Nachrufe (z. B. eine Laudatio), durch Allegorien der<br />

Lebensphasen und typische Lebenswege, gängige Altersnormen, Sprichwörter,<br />

astrologische Systeme, Laufbahnvorstellungen oder kollektive Lebensentwürfe,<br />

durch die Lektüre von Biographien und Memoiren, und schließlich auch durch<br />

Vorstellungsmuster, die wissenschaftlicher Herkunft sind. Anschließend analysierte<br />

Fuchs die charakteristischen Merkmale der biographischen Kommunikation<br />

und die sozialen Funktionen biographischer Mitteilungen.<br />

Fuchs begrenzte dann die Übersicht über die Geschichte der biographischen<br />

Forschung sowie über ihre Forschungsziele und Kontroversen auf den sozialwissenschaftlichen<br />

Bereich. Dementsprechend wurden die Schritte der Forschungsarbeit<br />

geschildert: von der Konzeption und Vorbereitung der Erhebung<br />

(wobei an eine größere Personenzahl gedacht ist), über die Diskussion des<br />

Kontexts der Befragung bis zur Auswertung und Publikation. In dieser<br />

Gliederung wurden viele wichtige Argumente und Erfahrungen zusammengestellt.<br />

Sie beziehen sich auf die Interviewsituation, Interviewerverhalten und<br />

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