peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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Fazit: Das letzte Konzil hat im Atomzeitalter darauf verzichtet,<br />
<strong>die</strong> Rede von „gerechten Kriegen“ fortzuführen. Die Ächtung aller<br />
Massenvernichtungswaffen wäre allerdings bereits mit Hilfe <strong>der</strong> traditionellen<br />
Doktrin mühelos zu bewerkstelligen gewesen, <strong>und</strong> alle<br />
Konzessionen an <strong>die</strong> mo<strong>der</strong>nen Kriegsführung sind nur unter Abfall<br />
von <strong>der</strong> überkommenen Morallehre möglich. (Karl Rahner, <strong>der</strong><br />
zur Mitte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts bedeutsamste katholische Theologe<br />
Europas, resümiert für den Bereich <strong>der</strong> Individualethik: „Die Zündung<br />
einer Atombombe durch einen katholischen Christen ist objektiv<br />
schwere Sünde, <strong>und</strong> zwar in jedem Fall […] Eine solche Zündung<br />
darf auch dann nicht getan werden, wenn <strong>die</strong> Verweigerung<br />
einem das Leben kostet.“ 86 ) Die in <strong>der</strong> katholischen Weltkirche seit<br />
Benedikt XV. erzielten Klärungen gehen jedoch weit über eine Waffenkasuistik<br />
hinaus. Sie ergeben – zumal nach „Hiroshima“ – ein<br />
Bekenntnis zum Internationalismus <strong>und</strong> zum globalen Gemeinwohl-<br />
Begriff, das Programm einer gerechten Weltordnung sowie <strong>die</strong> Zielvorgabe<br />
einer Zivilisation, <strong>die</strong> den Krieg vollständig ächtet <strong>und</strong> Konfliktlösungswege<br />
jenseits <strong>der</strong> militärischen Mittel entwickelt (Gaudium<br />
et spes, Nr. 82). Der Ökumenische Weltrat <strong>der</strong> Kirchen steht dem in<br />
nichts nach. Damit sind lange verschmähte Gr<strong>und</strong>ziele <strong>der</strong> Christinnen<br />
<strong>und</strong> Christen, <strong>die</strong> in den ersten drei Jahrhun<strong>der</strong>ten Gewaltfreiheit<br />
praktizierten, rehabilitiert. Das haben auch katholische Bischöfe<br />
erkannt. 87 Eine entsprechende Kirchenpraxis <strong>der</strong> Ökumene, <strong>die</strong><br />
sich zumindest dem System <strong>der</strong> Massenvernichtung konsequent verweigert,<br />
ist lei<strong>der</strong> bis heute nicht nachgefolgt.<br />
86 Zitiert nach: Klüber 1984, 78. (Quelle: Publik-Forum Nr. 24/1983.)<br />
87 So schreiben <strong>die</strong> DDR-Bischöfe in ihrem Hirtenbrief von 1983 (kompromißlose<br />
Ächtung jeglicher Massenvernichtung): „Gewinnt hier nicht das<br />
häufig belächelte Ideal <strong>der</strong> Gewaltlosigkeit, wie es uns Jesus Christus in <strong>der</strong><br />
Bergpredigt verkündigt, eine bisher ungeahnte rationale Aussagekraft?“ Im<br />
gleichen Jahr finden auch <strong>die</strong> US-Bischöfe wohlwollende Worte über<br />
christliche Pazifisten: „Es ist klar, daß <strong>die</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kirche, nach <strong>der</strong>en<br />
Auslegung <strong>die</strong> Lehre des Evangeliums alle Gewalt verbietet, sich bedingungslos<br />
gegen jeden Einsatz von Kernwaffen wenden. In gewissem Sinne<br />
bestätigt <strong>und</strong> verstärkt <strong>die</strong> Existenz <strong>die</strong>ser Waffen einfach <strong>die</strong> ursprüngliche<br />
Erkenntnis <strong>der</strong> gewaltlosen Position, nämlich daß Christen keine todbringende<br />
Gewalt gebrauchen sollten, da <strong>die</strong> Hoffnung oft illusionär ist, Gewalt<br />
könne selektiv <strong>und</strong> beschränkt eingesetzt werden. Die Atomwaffen scheinen<br />
<strong>die</strong>ses Argument in einer bisher nicht gekannten Weise zu belegen.“<br />
(Zitate nach: Klüber 1984, 69f.)<br />
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