peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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lung von Atomwaffen nicht näher qualifiziert. Soweit könnte man<br />
Kirchenleuten immerhin zugestehen, an eine vorläufig noch friedenssichernde<br />
Funktion des Schreckensgleichgewichtes zu glauben.<br />
Die Dienstleistung für <strong>die</strong> Politik besteht dann darin, <strong>die</strong> Eindeutigkeit<br />
<strong>der</strong> christlichen Ethik bezogen auf militärischen Massenmord<br />
einfach nicht zu thematisieren. („Unsere eigenen Leute“ müssen drohen,<br />
aber sie werden niemals ernst machen.) Noch weiter geht <strong>die</strong><br />
Dienstleistung, wo sogar zu erklärten Erstschlag-Optionen geschwiegen<br />
wird.<br />
Im Gesamt <strong>der</strong> christlichen Ökumene sollten solche Konzessionen<br />
heute als erledigt betrachtet werden. 136 Die ökumenische Konsensbildung<br />
verläuft seit einem halben Jahrhun<strong>der</strong>t in an<strong>der</strong>er Richtung.<br />
Die Weltkirchenkonferenz in Evanston 1954 hat Herstellung<br />
<strong>und</strong> Anwendung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen ABC-Waffen für gottwidrig erklärt. 137<br />
In <strong>der</strong> Theologischen Erklärung <strong>der</strong> Außerordentlichen Synode <strong>der</strong><br />
EKD vom 29.6.1956 in Spandau heißt es: „Das Evangelium […]<br />
verwehrt uns, mit <strong>der</strong> Wissenschaft Götzen<strong>die</strong>nst zu treiben, ihrem<br />
Fortschritt den Menschen zu opfern <strong>und</strong> sie zur Herstellung von<br />
Massenvernichtungswaffen zu mißbrauchen, <strong>die</strong> durch keinen Zweck<br />
geheiligt werden können.“ 138 Am 27.4.1957 veröffentlichen <strong>die</strong> Dekane<br />
<strong>der</strong> evangelischen Fakultäten in <strong>der</strong> DDR folgende Erklärung:<br />
„Mit <strong>der</strong> Synode <strong>der</strong> Evangelischen Kirche in Deutschland <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
gesamten Ökumene sind wir eins in <strong>der</strong> radikalen Verwerfung <strong>der</strong><br />
Massenvernichtungsmittel. In ihnen werden Gottes Gaben, <strong>der</strong><br />
menschliche Verstand wie <strong>die</strong> Kräfte <strong>der</strong> Natur mißbraucht. In ihnen<br />
wird <strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> Gottes Ebenbild ist <strong>und</strong> für den Christus<br />
gestorben <strong>und</strong> auferstanden ist, verraten. In ihnen wird <strong>die</strong> Güte des<br />
Schöpfers selbst gelästert. Wir warnen davor, in <strong>die</strong>ser Sache mitzumachen<br />
o<strong>der</strong> sich verantwortungsloser Gleichgültigkeit <strong>und</strong> Resignation zu überlassen.<br />
Die Weltgefahr, <strong>die</strong> nicht nur das gegenwärtige Geschlecht, son<strong>der</strong>n<br />
unsere Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Kindeskin<strong>der</strong> bedroht, for<strong>der</strong>t den Einsatz jedes<br />
einzelnen, um das Ziel einer allseitigen Ächtung <strong>und</strong> Abschaffung<br />
<strong>der</strong> Massenvernichtungswaffen zu erreichen.“ Es schließen sich, wie<br />
Gollwitzer berichtet, <strong>die</strong> Bischöfe <strong>der</strong> DDR, <strong>die</strong> Kirchenleitungen<br />
136 Eine gute zusammenfassende Darstellung <strong>und</strong> zahlreiche Dokumente<br />
bieten: Erler/Widmann/Jäger 1999.<br />
137 Vgl. Gollwitzer 1962, 287.<br />
138 Zitiert – ebenso wie <strong>die</strong> nachfolgenden Zitate <strong>die</strong>ses Abschnitts – nach:<br />
Gollwitzer 1957, 3.<br />
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