peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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mas bemerkt, eine feste Verankerung im kollektiven US-amerikanischen<br />
Selbstverständnis. Der zivilreligiöse Glaube an Auserwähltheit,<br />
göttliche Inspiration <strong>der</strong> Verfassung <strong>und</strong> eine von <strong>der</strong> Vorsehung<br />
bestimmte globale Mission für <strong>die</strong> Menschheit verfestigte <strong>die</strong><br />
Annahme, US-Amerika könne auch bei <strong>der</strong> Anwendung von Waffen<br />
keine Schuld auf sich laden. Indessen zeugt <strong>die</strong> ängstlich vom Staat<br />
überwachte öffentliche Erinnerungskultur überdeutlich von einem<br />
Mechanismus <strong>der</strong> Schuldabwehr. Noch mehr aber muß von einem<br />
geschichtspolitischen Machtinstrument im Dienste weiterer Kriegsführung<br />
gesprochen werden.<br />
Auf dem Boden <strong>die</strong>ses pathologischen Umgangs mit <strong>der</strong> eigenen<br />
Geschichte kann es zu Ausfällen kommen, <strong>der</strong>en Zynismus sich<br />
nicht mehr steigern läßt. General Richard E. Hawley, ehemaliger<br />
Kommandeur <strong>der</strong> Allied Air Forces Central Europe in Ramstein,<br />
predigte vor US-amerikanischen Soldaten: „Ihr kennt <strong>die</strong> Aufkleber<br />
‚Nie wie<strong>der</strong> Hiroshima!‘ Ich hätte lieber einen, auf dem steht: ‚Ihr<br />
zuerst! Nie wie<strong>der</strong> Pearl Harbor!‘ […] Wir sind <strong>die</strong> Guten, <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en<br />
sind <strong>die</strong> Bösen, nichts ist relativ! Sprecht es mir nach, macht<br />
euch endlich frei von euren Skrupeln! Leute, denkt einfach daran,<br />
wenn wir sagen, ‚wir sind <strong>die</strong> Guten‘, dann heißt das nicht, ‚wir sind<br />
perfekt‘! Klar? Aber es ist Tatsache, daß unser Land trotz aller Fehler<br />
<strong>und</strong> Mißgriffe historisch immer das größte Leuchtfeuer <strong>der</strong> Freiheit,<br />
<strong>der</strong> Wohltätigkeit, <strong>der</strong> Tüchtigkeit <strong>und</strong> des Mitgefühls war. Wenn<br />
ihr einen Beweis dafür braucht, öffnet alle Grenzen <strong>die</strong>ser Welt <strong>und</strong><br />
schaut, was passiert. In zwölf St<strong>und</strong>en wird <strong>die</strong> Welt nur noch eine<br />
Geisterstadt sein.“ 65<br />
Im Zuge des Antiterror<strong>krieg</strong>es wurde Walter Russell Mead (USA),<br />
Mitglied des Council on Foreign Relations, wie folgt zitiert: „Wenn<br />
wir Amerikaner uns im Krieg mit einem feigen <strong>und</strong> verräterischen<br />
Feind befinden, halten wir uns an keine Regeln mehr. Der schäbige<br />
japanische Angriff auf Pearl Harbor brachte das amerikanische Volk<br />
so in Rage, daß es regelrecht aufjubelte, als wir gegen Ende des Krieges<br />
mehr als neunhun<strong>der</strong>ttausendend japanische Zivilisten töteten,<br />
drei<strong>und</strong>achtzigtausend davon in einer einzigen Nacht in Tokio. Die<br />
Atombomben auf Hiroshima <strong>und</strong> Nagasaki sind bis heute ausgesprochen<br />
populär. Der 11. September hat ein für alle Mal unsere<br />
gegenwärtigen Feinde als Feiglinge <strong>und</strong> Verräter definiert. Die Ame-<br />
65 Zitiert nach: Fuchs 2003.<br />
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