peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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mit <strong>der</strong> <strong>die</strong> menschliche Spezies beim Gedächtnis <strong>der</strong> Opfer ihrer<br />
eigenen Geschichte zu Werke geht, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Leichtigkeit, mit <strong>der</strong> sie<br />
dabei Zahlen in Millionenhöhe unter den Tisch kehrt, ist seit dem<br />
20. Jahrhun<strong>der</strong>t Gewohnheitssache geworden <strong>und</strong> macht ein populär<br />
zugängliches – von <strong>der</strong> UNO betreutes – Weltopferbuch im Netz<br />
sehr wünschenswert.<br />
Die Erinnerungen <strong>der</strong> Überlebenden lesen sich an<strong>der</strong>s als <strong>die</strong><br />
Aufzeichnungen <strong>der</strong> Militärs o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Memoiren <strong>der</strong> verantwortlichen<br />
Politiker. Yoshitaka Kawamoto hat den ersten Atombombenabwurf<br />
als dreizehnjähriger Schüler an<strong>der</strong>s als <strong>die</strong> meisten Altersgenossen<br />
lebend überstanden: „Ich erinnere mich nur an einen trüben<br />
Lichtblitz, <strong>der</strong> zwei o<strong>der</strong> drei Sek<strong>und</strong>en andauerte. Dann brach ich<br />
zusammen, <strong>und</strong> ich weiß nicht, wie lange ich ohnmächtig war. Es<br />
war schrecklich, schrecklich. Überall Schutt <strong>und</strong> Rauch, Sand flog in<br />
<strong>der</strong> Luft herum. […] Der Himmel über Hiroshima war dunkel. Eine<br />
Art Tornado o<strong>der</strong> Feuerball jagte durch <strong>die</strong> Stadt.“ 28 Der in Hagen<br />
geborene Helmut Erlinghagen berichtet als Augenzeuge: „In <strong>die</strong>sem<br />
Moment, es war inzwischen 8.15 Uhr, blitzte ein riesiges Licht<br />
über dem Zentrum auf, doch im gleichen Augenblick hatte ich das<br />
Gefühl, das Licht, hun<strong>der</strong>tmal stärker als <strong>die</strong> Sonne, sei über <strong>und</strong><br />
um mich. Ein greller Lichtschein, ähnlich dem Magnesiumlicht, das<br />
man früher bei Blitzlichtaufnahmen benutzte, gelblichweiß <strong>und</strong> gleißend,<br />
erfüllte alles. Geblendet wich ich zurück. Plötzlich fühlte ich<br />
eine starke Hitze <strong>und</strong> warf mich entsetzt auf den Boden unmittelbar<br />
vor dem Fenster […]. Ich lag vielleicht zwei o<strong>der</strong> drei Sek<strong>und</strong>en<br />
da, als es fürchterlich knallte. Mein Zimmer <strong>und</strong> das ganze Haus<br />
wurden erschüttert. Ich war über <strong>und</strong> über mit Glassplittern, Holzstücken<br />
<strong>und</strong> aus den Wänden gerissenen Lehmbrocken bedeckt. Ich<br />
kroch unter den Schreibtisch <strong>und</strong> betete. Das ist das Ende, dachte<br />
ich <strong>und</strong> wartete auf den Gnadentod. Doch nichts geschah. […] Von<br />
Hiroshima zogen ungeheure Rauchwolken herüber. […] Gegen zehn<br />
Uhr wurde <strong>der</strong> Himmel nicht nur über <strong>der</strong> Stadt, son<strong>der</strong>n auch über<br />
uns merkwürdig dunkel. Bald fielen schwere Regentropfen, <strong>die</strong> voll<br />
von Schmutz – offenbar Rauch <strong>und</strong> Asche – waren. […] Einige von<br />
uns waren schon zur Hauptverkehrsstraße geeilt, <strong>die</strong> etwa zehn Minuten<br />
vom Hause entfernt von Hiroshima nach Norden führte, um<br />
dort zu helfen. So machte ich mich allein auf den Weg zur Nachba-<br />
28 Zitiert nach: Frey 2004, 101.<br />
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