peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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„metaphysisch“ dingfest zu machen o<strong>der</strong> als Offenbarungsbesitz in<br />
Händen zu halten. Der radikale Ernstfall des Dogmas im Atomzeitalter<br />
ist ein zivilisatorischer Ernst.<br />
2. Ein globales Fest <strong>der</strong> Gesetzesfreude für <strong>die</strong> Ökumene<br />
Um <strong>die</strong> Aufspaltung <strong>der</strong> kirchlichen Botschaft in eine Heilsk<strong>und</strong>e<br />
für den Einzelnen <strong>und</strong> eine Ordnungslehre für den öffentlichen Raum<br />
zu erhellen, müssen wir den theologischen Faden weiter aufnehmen.<br />
Zu den <strong>krieg</strong>sför<strong>der</strong>lichsten Mißverständnissen des christlichen<br />
Dogmas gehört <strong>die</strong> Behauptung, <strong>der</strong> Mensch sei gleichsam von Natur<br />
aus böse. Es ist schier unglaublich, wie eine – beson<strong>der</strong>s auch<br />
von Luther aufgegriffene – Traditionslinie seit Augustinus jenes<br />
Geschöpf diffamiert <strong>und</strong> madig gemacht hat, das <strong>die</strong> Bibel doch als<br />
Ebenbild Gottes betrachtet. Die Wurzel <strong>die</strong>ser Tradition beginnt bei<br />
<strong>der</strong> Ursachenerforschung des menschlichen Dramas. Man meint, <strong>der</strong><br />
Mensch habe sich aus Stolz <strong>und</strong> freier Überheblichkeit gegen Gott<br />
aufgelehnt. So aber beschreibt man <strong>die</strong> Ursprungssünde, <strong>der</strong> oft noch<br />
sexuelle Komplikationen <strong>und</strong> quasi-biologische Weitergabetheorien<br />
beigemischt sind, als Stärke <strong>und</strong> Tat. Wer so deutet, bleibt an <strong>der</strong><br />
Oberfläche, am äußeren Anschein kleben.<br />
Von Jesus her müßte man <strong>die</strong> Boshaftigkeit <strong>der</strong> Menschen als<br />
innere Schwäche verstehen. 19 Sie kommt nicht aus freigewählter Hybris,<br />
son<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> Not eines Ungeliebten <strong>und</strong> aus <strong>der</strong> Sterbensangst,<br />
ein Nichts zu sein. Das Ungeliebtsein macht den Menschen<br />
häßlich. Er möchte durchaus liebenswert sein <strong>und</strong> auch selbst lieben,<br />
doch als Ungeliebter kann er es nicht. Er wittert überall Feinde.<br />
Er beginnt, <strong>die</strong> eigene Unsicherheit durch Besitzsicherung (bzw.<br />
Ausbeutung), Machtausübung <strong>und</strong> Gewaltstärke zu bekämpfen …<br />
Liebesfähig kann <strong>die</strong>ses unglückliche Geschöpf erst dann werden, wenn<br />
es leibhaftig lernt, sich selbst als geliebt zu verstehen. Dann aber, so<br />
predigt Jesus, kann <strong>der</strong> Mensch seinem Mitmenschen so „vollkommen<br />
wie <strong>der</strong> Vater im Himmel“ begegnen. Jesus glaubt nach dem<br />
Zeugnis <strong>der</strong> Evangelien nicht an ein unabän<strong>der</strong>liches Naturgesetz,<br />
das den Mensch zwingt, das eigene Leben <strong>und</strong> das an<strong>der</strong>er zu zerstören.<br />
Er traut unter gedeihlichen Umständen jedem Menschen zu,<br />
sich solidarisch zu verhalten, eigene Schwächen kennenzulernen <strong>und</strong><br />
19 Dieser Gedanke durchzieht nahezu alle Arbeiten von Eugen Drewermann.<br />
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