peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
5. Christen für <strong>die</strong> Atombombe:<br />
Totale „Gottesgerechtigkeit“ <strong>und</strong> Endzeit<strong>krieg</strong>er<br />
Durch Wissenschaftler unterrichtet, hatte Pius XII eindringlich <strong>die</strong><br />
Folgen eines Atom<strong>krieg</strong>es beschrieben: „Das ist also das Schauspiel,<br />
das sich dem entsetzten Blick als Folge <strong>die</strong>ser Anwendung bieten<br />
würde: ganze Städte […] vernichtet; eine schwarze Todeswolke über<br />
<strong>der</strong> pulverisierten Materie, <strong>die</strong> unzählige Opfer mit verbrannten,<br />
verrenkten, zerstreuten Glie<strong>der</strong>n bedeckt, während an<strong>der</strong>e im Todeskampf<br />
stöhnen. Inzwischen hin<strong>der</strong>t das Gespenst <strong>der</strong> radioaktiven<br />
Wolke jede barmherzige Hilfe <strong>der</strong> Überlebenden <strong>und</strong> rückt unerbittlich<br />
vorwärts, um das übriggebliebene Leben zu vernichten.<br />
Es wird kein Siegesgeschrei geben, son<strong>der</strong>n nur <strong>die</strong> untröstliche Klage<br />
<strong>der</strong> Menschheit, <strong>die</strong> traurig <strong>die</strong> durch den eigenen Wahnsinn erzeugte<br />
Katastrophe betrachtet.“ 88<br />
Keine Frage, <strong>der</strong> Papst hält solch ein Szenarium für das Ergebnis<br />
einer von allen guten Geistern abgefallenen Menschheit. Einer seiner<br />
Mitarbeiter, <strong>der</strong> Jesuit Gustav G<strong>und</strong>lach 89 , hat jedoch 1958 keine<br />
Probleme, eine von Menschen produzierte totale Atomapokalypse<br />
o<strong>der</strong> eine Art Sühnetod <strong>der</strong> Menschheit für verletzte Gottesrechte<br />
als gottgewollt zu rechtfertigen, wenn bestimmte Umstände vorliegen:<br />
„Der Krieg ist nur im Zusammenhang mit dem gestörten Recht zu verstehen.<br />
Diese gestörte Rechtsordnung kann – je nach dem Recht, um das es sich<br />
dreht – etwa um das Recht Gottes, das er auf uns hat, o<strong>der</strong> auch um das Recht,<br />
das wir selbst haben, in den Himmel zu kommen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kin<strong>der</strong> dahin zu<br />
führen –, von einer so ungeheuren Bedeutung werden, daß sie auch einen außerordentlichen,<br />
ja ungeheuren Einsatz rechtfertigt. Ja, sogar <strong>der</strong> Untergang eines<br />
ganzen Volkes in <strong>der</strong> Manifestation <strong>der</strong> Treue zu Gott gegen einen ungerechten<br />
Angreifer kann einen solchen Wert darstellen, daß <strong>die</strong>s gerechtfertigt wäre. Ja,<br />
sogar für den möglichen Fall, wo nur noch eine Manifestation <strong>der</strong> Majestät Gottes<br />
<strong>und</strong> seiner Ordnung, <strong>die</strong> wir ihm als Menschen schulden, als Erfolg bliebe,<br />
ist Pflicht <strong>und</strong> Recht zur Verteidigung. Ja, wenn <strong>die</strong> Welt untergehen sollte<br />
dabei, dann wäre das auch kein Argument gegen unsere Argumentation.“<br />
Die Zeilen erscheinen in den „Stimmen <strong>der</strong> Zeit“ (7/1958) –<br />
88 Zitiert nach: Klüber 1984, 15.<br />
89 Vgl. zum folgenden: Deschner 1980, 593-597 (zu G<strong>und</strong>lach <strong>und</strong> Hirschmann);<br />
Klüber 1984, 50-54, sowie <strong>die</strong> vorangehende Darstellung <strong>der</strong> Aussagen<br />
von Pius XII.<br />
102