peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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anonymisierte, spielerische <strong>und</strong> sterile Bild vom mo<strong>der</strong>nen Krieg.<br />
Wie blutig das saubere Kriegshandwerk <strong>der</strong> Zukunft wirklich ist, kann<br />
<strong>die</strong> menschliche Gesellschaft nicht mehr nachvollziehen. Dringlich<br />
sind gegenwärtig ein klares Verständnis für <strong>die</strong> Ausmaße mo<strong>der</strong>ner<br />
Waffentechnologie <strong>und</strong> ein Bewußtsein für <strong>die</strong> kurze Frist, in <strong>der</strong><br />
vielleicht noch eine neue Weichenstellung möglich ist.<br />
Am Beispiel <strong>der</strong> sogenannten Mini-Atombomben 65 läßt sich am<br />
deutlichsten zeigen, wie neue Forschungsprojekte suggerieren, <strong>die</strong><br />
nächste Generation <strong>der</strong> Massenvernichtungstechnologie sei kontrollierbar<br />
<strong>und</strong> punktgenau einsetzbar. Vorbereitet wurde das Projekt<br />
auf seiten <strong>der</strong> USA u.a. durch <strong>die</strong> einseitige Kündigung des ABM-<br />
Vertrages <strong>und</strong> eine ausbleibende Ratifizierung des vollständigen<br />
Atomteststopvertrages. Die Notwendigkeit <strong>der</strong> neuen Atombombengeneration<br />
begründet man vor allem mit Erfor<strong>der</strong>nissen des „Antiterror<strong>krieg</strong>es“.<br />
Man brauche tief in <strong>die</strong> Erde eindringende, „bunkerbrechende“<br />
Nuklearwaffen, <strong>die</strong> unterirdische Terrorzentralen eliminieren<br />
können. Mitnichten jedoch kann gegenwärtig von einer Eindringtiefe<br />
<strong>die</strong> Rede sein, <strong>die</strong> Strahlungen fernab von <strong>der</strong> bewohnten<br />
Erdoberfläche plaziert. Über einen notwendigen Verschluß <strong>der</strong> Einschlagstelle<br />
macht man sich erst gar keine Gedanken. Gleichwohl<br />
weiß <strong>die</strong> massenkulturelle Propaganda: Alles ganz ungefährlich; einfach<br />
ein neues präzises – unentbehrliches – System; Radioaktivität<br />
wird gar nicht freigesetzt … Um ein solches Projekt, an dem Donald<br />
Rumsfeld nach wie vor festhält, ohne Wi<strong>der</strong>stand vorantreiben<br />
zu können, braucht man u.a. eine Christenheit, <strong>die</strong> sich auf eine Kasuistik<br />
von unerlaubten <strong>und</strong> erlaubten Atomwaffen einläßt. (1959<br />
hat bereits <strong>die</strong> fünfte <strong>der</strong> Heidelberger Thesen klargestellt, daß sich<br />
durch neue, „begrenztere“ Atombombenformate an <strong>der</strong> Ächtung<br />
des Krieges nichts än<strong>der</strong>t.) Man achte vor allem wie<strong>der</strong> auf <strong>die</strong> Sprache.<br />
Auf <strong>der</strong> einen Seite fürchtet man, Terroristen könnten konventionelle<br />
Sprengsätze mit radioaktivem Material (z.B. aus medizinischen<br />
Geräten) anreichen. Diese vergleichsweise kleinen Waffen<br />
nennt man „schmutzige Bomben“. Die Präzisions-Nuklearwaffen<br />
aber bleiben „saubere Bomben“, auch wenn sie <strong>die</strong> Explosivität von<br />
„Hiroshima“ weit übertreffen.<br />
Für den Bereich <strong>der</strong> Kernwaffen gibt es heute einen an<strong>der</strong>en<br />
Ausgangspunkt als in den 80er Jahren, was außer den US-amerikani-<br />
65 Vgl. zu den „Mini-Nukes“: Bürger 2005b, 384-401.<br />
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