peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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Hauptargument für den biologisch-„leiblichen“ Standpunkt besteht<br />
aus Redeverboten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Exkommunikation von theologischen<br />
Dissidenten. Dagegen steht das nächtliche Gespräch Jesu mit Nikodemus<br />
(Johannes 3,3-12): <strong>die</strong> fromme Gewißheit, das Glaubensbild<br />
von <strong>der</strong> jungfräulichen Geburt des Lebens beziehe sich auf jeden<br />
Menschen <strong>und</strong> <strong>die</strong> gesamte Zivilisation. Geht das menschliche Selbstverständnis<br />
mit seinen Absicherungen aus tiefster Verunsicherung<br />
hervor <strong>und</strong> wird das Leben entsprechend in einer männlichen Zeugung<br />
<strong>der</strong> Angst gemacht? (Johannes 1,13) O<strong>der</strong> wird es aus einem<br />
seelischen <strong>und</strong> sozialen Vertrauensgr<strong>und</strong> heraus geboren? Wird <strong>die</strong><br />
Angst weiterhin den Menschen dumm machen o<strong>der</strong> kann er als Geborener<br />
zu einem Vertrauen finden, das ihn im gleichen Zuge zur<br />
Liebe <strong>und</strong> zur Vernunft befreit? Gerade <strong>die</strong> katholische Mariologie<br />
bestärkt <strong>die</strong> Zuversicht: Es gibt in uns Menschen einen fruchtbaren<br />
Ort, <strong>der</strong> noch nicht infiziert ist von jener langen Kulturgeschichte<br />
<strong>der</strong> Gewalt, <strong>die</strong> sich in einer Kette des „männlichen“ Erzeugens<br />
immer weiter fortpflanzt. Im größeren Maßstab geht es auch hier<br />
darum, eine lebensför<strong>der</strong>liche seelische Triebfe<strong>der</strong> für <strong>die</strong> Zivilisation<br />
zu entdecken. Gelingt <strong>die</strong>s nicht, wird <strong>die</strong> Gewalttätigkeit <strong>der</strong><br />
Angst uns <strong>und</strong> den noch nicht Geborenen seelisch wie physisch den<br />
Tod bringen. Angst kann einen Einzelnen zu einer gierigen Schnellatmung<br />
verleiten. Wenn <strong>die</strong>se Angstatmung nicht durch Beruhigung<br />
(o<strong>der</strong> äußeren Zwang) gestoppt wird, tritt <strong>der</strong> Tod ein. Vergleichbar<br />
scheint sich unsere gesamte Kultur auf eine kollektive Hyperventilation<br />
hin zu bewegen. Die massenkulturelle Angstpropaganda arbeitet<br />
dabei dem Programm einer gefährlichen Politik zu. Am Ende<br />
<strong>die</strong>ser atomaren Kettenreaktion aus Hysterien würde ein globaler<br />
Kollaps stehen.<br />
Eine Theologie, <strong>die</strong> solche Linien verfolgt, schwenkt nicht <strong>die</strong><br />
Fahne für abstrakte zeitlose Wahrheiten. Sie antwortet auf <strong>die</strong> mo<strong>der</strong>ne<br />
o<strong>der</strong> postmo<strong>der</strong>ne Verunsicherung auch nicht mit weiteren<br />
Beweisführungen für „Gottes Existenz“, den Schöpfungsglauben etc.<br />
Eine solche Theologie vermag dem Einzelnen in einfachen Bil<strong>der</strong>n<br />
<strong>die</strong> Bedeutsamkeit des Dogmas nahezubringen <strong>und</strong> auch <strong>der</strong> Menschenwelt<br />
mitzuteilen, daß es für sie um Fragen auf Leben <strong>und</strong> Tod<br />
geht. Sie will weniger wissen, wie genau unsere Welt von Gott herkommt,<br />
son<strong>der</strong>n mehr erk<strong>und</strong>en, auf welche Weise <strong>die</strong> Erde einer<br />
gottwohlgefälligen Zukunft entgegengehen könnte. Der Ernstfall des<br />
christlichen Dogmas besteht nicht in <strong>der</strong> Anmaßung, das Absolute<br />
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