peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
eteiligte Wissenschaftler wurden jedoch von Schuldgefühlen <strong>und</strong><br />
Entsetzen geplagt. Isidor Rabi erkannte ein gestörtes Gleichgewicht<br />
in <strong>der</strong> Natur; <strong>der</strong> Mensch sei zur tödlichen Bedrohung seiner selbst<br />
geworden. Robert J. Oppenheimer, Leiter des Manhattan-Projekts,<br />
soll nach <strong>der</strong> ersten Testexplosion von „Trinity“ <strong>die</strong> Bhagavad Gita<br />
zitiert haben: „Ich bin zum Tod geworden, zum Zerstörer <strong>der</strong> Welten.“<br />
Der Testleiter Ken Bainbridge meinte zu ihm: „Wir alle sind<br />
nun Hurensöhne.“ Beteiligte for<strong>der</strong>ten in Petitionen, das geschaffene<br />
Monstrum umgehend wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Welt zu schaffen. Der deutsche<br />
Entdecker Otto Hahn befand sich zum Zeitpunkt <strong>der</strong> ersten<br />
Zündung in britischer Haft. Er hatte, so erinnert sich Carl Friedrich<br />
von Weizsäcker, das spontane Gefühl von Mitverantwortung, als er<br />
von Hiroshima hörte: „Ich muß mich umbringen.“<br />
Diese Stimmen blieben keine Eintagsfliegen. Robert J. Oppenheimer<br />
mochte nach jahrelangem Nachsinnen nicht länger das<br />
„Handwerk des Teufels“ erledigen, das er so leidenschaftlich als<br />
Wissenschaftler betrieben hatte. Bereits im Oktober 1945 sagte er<br />
anläßlich <strong>der</strong> Entgegennahme einer Dankesurk<strong>und</strong>e <strong>der</strong> US-Regierung<br />
für <strong>die</strong> Labors von Los Alamos: „Wenn Atombomben als neue<br />
Waffen den Arsenalen einer <strong>krieg</strong>erischen Welt o<strong>der</strong> denen von Län<strong>der</strong>n,<br />
<strong>die</strong> sich auf den Krieg vorbereiten, hinzugeführt werden, dann<br />
wird <strong>die</strong> Zeit kommen, wo <strong>die</strong> Menschheit den Namen Los Alamos<br />
<strong>und</strong> Hiroshima verfluchen wird.“ 51 Noch deutlicher warnte er am 6.<br />
Januar 1948 <strong>die</strong> gesamte Weltöffentlichkeit: „Im Falle eines neuen<br />
Welt<strong>krieg</strong>es droht unserer Zivilisation <strong>der</strong> Untergang. Wir müssen<br />
uns fragen, ob wir wirklich alles tun, um das zu verhin<strong>der</strong>n.“ Über<br />
Hiroshima bekannte er: „Wir Physiker haben uns versündigt!“ Oppenheimers<br />
Zweifel führten erst spät zu einer durchgreifenden<br />
Umkehr, als <strong>die</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Wasserstoffbombe bereits vor ihrem<br />
Abschluß stand. Jetzt aber erkannten <strong>die</strong> Nuklearisten in ihm<br />
eine sehr gefährliche Stimme.<br />
Vor allem Einstein for<strong>der</strong>te zur „Rettung <strong>der</strong> Zivilisation“ <strong>die</strong><br />
Entwicklung einer internationalen politischen Ordnung, <strong>die</strong> über <strong>die</strong><br />
real existierende UNO weit hinausgehen sollte. Die Unterzeichner<br />
des Russell-Einstein-Manifest erklärten 1955: „Wir sprechen […]<br />
nicht als Mitglie<strong>der</strong> <strong>die</strong>ser o<strong>der</strong> jener Nation, eines Kontinents o<strong>der</strong><br />
eines Glaubensbekenntnisses, son<strong>der</strong>n als Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Spezies<br />
51 Zitiert nach: Coulmas 2005, 36.<br />
55