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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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• Die existentiell hilfreiche Unterscheidung von „Gesetz <strong>und</strong><br />

Evangelium“ läßt sich durchaus auf den Bereich des Gemeinwesens<br />

übertragen. Auch <strong>der</strong> soziale Menschenraum wird nicht gerecht durch<br />

Zwangsgesetze <strong>der</strong> Angst <strong>und</strong> ein bloßes „In-Schach-Halten“ <strong>der</strong><br />

Gewalt, son<strong>der</strong>n erst durch Vertrauensverhältnisse <strong>und</strong> eine lebendige<br />

Gerechtigkeit. Es besteht jedoch <strong>die</strong> Gefahr, an <strong>die</strong>ser Stelle<br />

einer wenig <strong>die</strong>nlichen Theologisierung zu folgen. Dann wirft man<br />

<strong>die</strong> Tora <strong>und</strong> das fluchbeladene Gesetz des Paulus unversehens in<br />

einen Topf. Namentlich im evangelischen Raum gibt es manchmal<br />

<strong>die</strong> Tendenz, eine beson<strong>der</strong>e Hochschätzung des Rechts im öffentlichen<br />

Raum, in <strong>der</strong> Sozialordnung o<strong>der</strong> auch in <strong>der</strong> Völkerwelt als<br />

Gesetzlichkeit, als typisch „jüdisch“ (o<strong>der</strong> „katholisch“) zu verstehen.<br />

(Das entspricht im Gr<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Zwei-Reiche-Lehre: Der Glaube<br />

ist zuständig für das Gärtlein einer innerlichen Seligkeit. Derweil<br />

gilt <strong>die</strong> rechtliche Ordnung <strong>der</strong> Völkerwelt als Angelegenheit <strong>der</strong><br />

weltlichen Reiche, welche kein „Evangelium“ kennen.)<br />

• Die Theologie sollte aber ihre Erkenntnisse nicht aufspalten.<br />

Wenn etwa eine theologische Kritik <strong>der</strong> Macht für den Lebensentwurf<br />

des Einzelnen zutrifft, dann muß sie auch auf das soziale Gefüge<br />

<strong>und</strong> sogar auf das Weltgeschehen Anwendung finden können.<br />

Dem Christentum geht es nicht formalistisch darum, wie Besitzstreben,<br />

Machtbegehr <strong>und</strong> Gewaltausübung „geregelt“ werden, son<strong>der</strong>n<br />

ob <strong>die</strong> „Logik“ <strong>die</strong>ser Angstsicherungen in Menschen, in lebendigen<br />

Räumen <strong>und</strong> äußeren Ordnungen überw<strong>und</strong>en wird. Das theologische<br />

„Menschenbild“ bleibt, wo es biblisch ist, nie abstrakt <strong>und</strong> verlangt<br />

nach einer Sozialanthropologie, <strong>die</strong> ebenfalls nicht über <strong>die</strong><br />

konkrete Historie hinwegfliegt.<br />

• Eine sterile Berufung auf Naturrecht o<strong>der</strong> Vernunftethik ist<br />

für <strong>die</strong> Friedensvision <strong>der</strong> christlichen Ökumene unzureichend. Christlicher<br />

Internationalismus kann sich auf <strong>die</strong> Bibel <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kirche <strong>der</strong><br />

ersten drei Jahrhun<strong>der</strong>te beziehen – <strong>und</strong> sollte <strong>die</strong>s tun. Scheinbar<br />

paradox verkündete <strong>die</strong> frühe Christenheit eine innerste Revolution<br />

<strong>der</strong> Einzelnen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Einheit des Menschengeschlechts. Sie wollte<br />

leibhaftige Menschen mit <strong>der</strong> Menschlichkeit Jesu anrühren <strong>und</strong> berief<br />

sich ebenso auf <strong>die</strong> Perspektiven <strong>der</strong> Propheten für <strong>die</strong> Völkerwelt.<br />

Der ganze Erdkreis war ihre Adresse. Das gefühlskalte, ganz<br />

„weltliche“ Gerede von Weltpolitik kann niemals <strong>die</strong> Sprache <strong>der</strong><br />

Kirche sein. (Unerläßlich ist es, das unselige Erbe nationalkirchlicher<br />

Traditionen überall da, wo es sich wie<strong>der</strong> meldet, zu denunzieren!)<br />

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