peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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erstochen hat, dann wird <strong>die</strong>s für eine schuldbeladene Freveltat gehalten,<br />
<strong>und</strong> sie glauben nicht, daß es richtig ist, daß er Zutritt zur<br />
irdischen Wohnstatt <strong>der</strong> Götter [= Tempel] hat. Jener aber, <strong>der</strong> unendlich<br />
viele tausend Menschen hingeschlachtet hat, so daß <strong>die</strong> Flüsse<br />
gefärbt sind, für den sei <strong>der</strong> Zutritt nicht nur in den Tempel, son<strong>der</strong>n<br />
auch in den Himmel gestattet. […] Wenn <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Tugend ist,<br />
<strong>die</strong> unsterblich macht, so will ich lieber sterben, als das Ver<strong>der</strong>ben<br />
für möglichst viele sein.“ Christen, so meint er, können den vom<br />
<strong>bürger</strong>lichen Gesetz vorgesehenen Militär<strong>die</strong>nst nicht in üblicher<br />
Weise leisten, denn: „Es ist allezeit verboten, einen Menschen zu töten, weil<br />
Gott gewollt hat, daß <strong>der</strong> Mensch ein unverletzliches Lebewesen sei.“ Lactanz<br />
ist scharfsinniger Aufdecker <strong>der</strong> Doktrin zur nationalen Interessenssicherung:<br />
„Was sind <strong>die</strong> ‚Vorteile des Vaterlandes‘ an<strong>der</strong>es als <strong>die</strong><br />
Nachteile eines zweiten Staates o<strong>der</strong> Volkes, das heißt das Gebiet<br />
auszudehnen, indem man es an<strong>der</strong>en gewaltsam entreißt, das Reich<br />
zu mehren, <strong>die</strong> Staatseinkünfte zu vergrößern? Alles <strong>die</strong>ses sind ja<br />
nicht Tugenden, son<strong>der</strong>n es ist <strong>die</strong> Vernichtung von Tugenden. Vor<br />
allem nämlich wird <strong>die</strong> Verb<strong>und</strong>enheit <strong>der</strong> menschlichen Gesellschaft<br />
beseitigt, es wird beseitigt <strong>die</strong> Redlichkeit, <strong>die</strong> Achtung vor fremdem<br />
Gut, schließlich <strong>die</strong> Gerechtigkeit selbst […] Denn wie könnte gerecht<br />
sein, wer schadet, wer haßt, wer raubt, wer tötet? Das alles aber<br />
tun <strong>die</strong>, welche ihrem Vaterlande zu nützen streben.“ 25 „Überall, wo<br />
<strong>die</strong> Waffen sich Geltung verschafft haben, ist <strong>die</strong> Gerechtigkeit ausgelöscht<br />
<strong>und</strong> verbannt.“ (Historisch kann <strong>die</strong> Konsequenz <strong>die</strong>ser in<br />
drei Jahrhun<strong>der</strong>ten beibehaltenen Absage an den Krieg nicht nachdrücklich<br />
genug gewürdigt werden. Neuere Bewegungen wie etwa <strong>die</strong> b<strong>und</strong>esdeutschen<br />
„Grünen“ lassen sich bereits nach weniger als zwei<br />
Jahrzehnten in <strong>krieg</strong>stragende Organisationen verwandeln, wenn<br />
dadurch den Funktionären eine private wirtschaftliche Absicherung<br />
ermöglicht wird.)<br />
Im vierten Jahrhun<strong>der</strong>t wird <strong>die</strong> pazifistische Tradition von bedeutenden<br />
Christen noch fortgesetzt. Der Kappadokier Bischof<br />
Gregor von Nazianz († 389/90) bemerkt über <strong>die</strong> Ökonomie des<br />
Krieges: „Die Not ist <strong>die</strong> Mutter <strong>der</strong> Habsucht <strong>und</strong> <strong>die</strong> Habsucht <strong>die</strong><br />
Mutter <strong>der</strong> Kriege. Der Krieg aber ist <strong>der</strong> Vater <strong>der</strong> Steuern, <strong>der</strong><br />
schwersten Last in <strong>die</strong>sem verfluchten Leben.“ 26 Der hl. Basilius (330-<br />
25 Zitiert nach: Deschner 1970, 12.<br />
26 Zitiert nach: Kleinworth 1989, Nr. 110.<br />
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