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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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echtfertigen konnte. Der Papst hatte – wissenschaftlich beraten –<br />

von einer Unkontrollierbarkeit des Atomwaffeneinsatzes <strong>und</strong> seiner<br />

Folgewirkungen gesprochen. Er hatte <strong>die</strong> unterschiedslose Vernichtung<br />

allen Menschenlebens innerhalb eines Waffenaktionsbereichs<br />

für ausnahmslos unerlaubt erklärt. G<strong>und</strong>lach macht nun aus <strong>die</strong>ser –<br />

sachlich angemessenen – Objektivierung einen Subjektivismus beson<strong>der</strong>er<br />

Art: Unkontrollierbar <strong>und</strong> unsittlich ist <strong>der</strong> Atomwaffeneinsatz<br />

nicht durch <strong>die</strong> Art <strong>der</strong> Waffe <strong>und</strong> ihrer Wirkungen, son<strong>der</strong>n<br />

erst durch den „perversen Herrscherwillen“ eines Anwen<strong>der</strong>s. Durch <strong>die</strong>se<br />

Umkehrung entsteht eine Maxime, <strong>die</strong> sonst – unter entgegengesetzem<br />

Vorzeichen – üblicherweise den Pazifisten unterstellt wird: Was<br />

beim Atombombenabwurf zählt, ist allein <strong>die</strong> – rechte – Gesinnung.<br />

Für seine Bemühung <strong>der</strong> „Majestät Gottes“ könnte G<strong>und</strong>lach<br />

durchaus eine schon vom Ost-West-Konflikt durchdrungene Papstansprache<br />

91 anführen. Doch aus <strong>der</strong> auch von ihm genannten Weihnachtsansprache<br />

Pius’ XII. von 1957 unterschlägt er seinen Lesern<br />

einen entscheidenden Satz, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Bemühung <strong>der</strong> „Majestät Gottes“<br />

zur Rechtfertigung eines „subjektiv kontrolliert“ eingesetzten<br />

totalen Atomwaffengebrauchs schier unmöglich macht: „Der Friede<br />

ist ein so kostbares, so fruchtbares, so wünschenswertes <strong>und</strong> erwünschtes<br />

Gut, daß jede Bemühung um seine Verteidigung, ja sogar<br />

Verzicht auf eigene rechtmäßige Ansprüche gut angewendet sind.“<br />

Eine „Gerechtigkeit“, an <strong>der</strong> <strong>die</strong> ganze Welt zugr<strong>und</strong>e gehen kann,<br />

hat Pius XII. nie gelehrt. Auch Johannes Paul II. wird 1981 von <strong>der</strong><br />

„Möglichkeit einer Selbstvernichtung“ sprechen (Laborem exercens),<br />

doch sie ist ihm ein Schrecken, keine auch nur denkbare „Notwendigkeit“.<br />

Die Zukunft auf unserem Planeten verlangt seiner Ansicht<br />

nach eine Kehrtwende <strong>der</strong> gesamten Menschheit. 92<br />

91 Nämlich seine Weihnachtsansprache an das Kardinalskollegium vom 24.12.<br />

1948: „Je<strong>der</strong> <strong>krieg</strong>erische Angriff auf jene Güter, welche <strong>die</strong> göttliche Friedensordnung<br />

unbedingt zu achten <strong>und</strong> zu gewährleisten, deshalb aber auch<br />

zu schützen <strong>und</strong> zu verteidigen verpflichtet, ist Sünde, ist Verbrechen, ist<br />

Anschlag auf <strong>die</strong> Majestät Gottes. […] Unter <strong>die</strong>sen Gütern sind manche von<br />

solcher Wichtigkeit für das menschliche Zusammenleben, daß ihre Verteidigung<br />

gegen den ungerechten Angriff zweifellos vollkommen gerechtfertigt<br />

ist.“ Vgl. Eicher 1982, 75f.; Klüber 1984, 59f. Losgelöst vom Kontext bei Pius<br />

XII., <strong>der</strong> im Rahmen seiner bellum-iustum-Ethik ja strengste Kriterien aufstellt,<br />

kann man mit einem solchen Zitat freilich alles bewerkstelligen.<br />

92 „Unsere Zukunft auf <strong>die</strong>sem Planeten, <strong>der</strong> <strong>der</strong> atomaren Vernichtung<br />

ausgesetzt ist, hängt von einem einzigen Faktor ab: Die Menschheit muß<br />

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