peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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im Rheinland, in <strong>der</strong> Pfalz <strong>und</strong> in Hessen-Nassau an, <strong>die</strong> letztgenannte<br />
Kirchenleitung mit den Worten: „Es gehört zur Aufgabe <strong>der</strong><br />
christlichen Verkündigung, alle Menschen davor zu warnen, daß sie<br />
durch Beteiligung an <strong>der</strong> Herstellung <strong>und</strong> Anwendung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Massenvernichtungsmittel Gottes Gabe mißbrauchen, Gottes<br />
Güte lästern <strong>und</strong> Gottes Ebenbild verraten.“<br />
Die nachfolgenden Entwicklungen in den Großkirchen haben<br />
wir bereits kennengelernt. Die in <strong>der</strong> Sprache zum Ausdruck kommende<br />
Entschiedenheit verblaßt unter dem Vorzeichen des Kalten<br />
Krieges. Die Nie<strong>der</strong>ländische Reformierte Kirche bricht 1981 ein<br />
inzwischen gefestigtes Tabu <strong>der</strong> westlichen Christenheit, indem sie<br />
<strong>die</strong> Logik des Abschreckungssystems gr<strong>und</strong>sätzlich in Frage stellt<br />
<strong>und</strong> ein klares Nein zum bloßen Besitz von Kernwaffen ausspricht.<br />
1982 erklärt auch das Leitungsgremium des Reformierten B<strong>und</strong>es in<br />
<strong>der</strong> BRD sein „Nein ohne jedes Ja“ zur atomaren Bewaffnung, was<br />
eigentlich nur in Unkenntnis <strong>der</strong> oben zitierten frühesten Kirchenvoten<br />
als revolutionär empf<strong>und</strong>en werden kann. Schärfer als an<strong>der</strong>e<br />
begreifen <strong>die</strong> Reformierten, daß ein „Nein“, das nicht als „Nein“<br />
verstanden wird, dem Übel nur Vorschub leistet (Matthäus 5,37).<br />
Der B<strong>und</strong> <strong>der</strong> Evangelischen Kirchen in <strong>der</strong> DDR erteilt im Herbst<br />
des gleichen Jahres „eine deutliche Absage an Geist <strong>und</strong> Logik <strong>der</strong><br />
Abschreckung“; 1983 wi<strong>der</strong>sagt <strong>die</strong> evangelische DDR-Synode „im<br />
Gehorsam gegen Christus“ auch <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> Abschreckung ihre<br />
Zustimmung. Die katholischen Bischöfe <strong>der</strong> DDR 139 verzichten auf<br />
jegliche Spitzfindigkeit <strong>und</strong> lassen sich gar nicht ein auf eine Unterscheidung<br />
kleiner o<strong>der</strong> großer Atombomben, begrenzt einsetzbarer<br />
o<strong>der</strong> unkontrollierbarer, konventioneller o<strong>der</strong> nicht konventioneller<br />
Massenvernichtungswaffen. Sie erklären in ihrem Hirtenwort vom<br />
1. Januar 1983, daß Massenvernichtung – „mit welchen Waffen auch<br />
immer“ – niemals entschuldigt werden kann. Dieses Wort ist bis heute<br />
ein herausragen<strong>der</strong> katholischer Beitrag für <strong>die</strong> Ökumene: „Ein<br />
Krieg mit mo<strong>der</strong>nen Massenvernichtungswaffen ist in jedem Fall unmoralisch<br />
<strong>und</strong> daher zu verwerfen. In keinem Krieg, aus welchem Gr<strong>und</strong> er auch geführt<br />
werden mag, ist <strong>der</strong> Einsatz von ABC-Waffen zu rechtfertigen.“ Beide Kirchen<br />
<strong>der</strong> DDR stehen damit – im Gegensatz zu den staatstreuen<br />
139 Vgl. Reckinger 1983, 113, 136f. In <strong>die</strong>sem Schreiben stellen sich <strong>die</strong> DDR-<br />
Bischöfe auch mutig gegen den Wehrk<strong>und</strong>eunterricht an den Schulen <strong>und</strong><br />
erklären – an<strong>der</strong>s als mancher Amtsbru<strong>der</strong> in Westdeutschland –deutliche<br />
Sympathien für <strong>die</strong> Friedensbewegung.<br />
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