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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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Unschwer ist nun zu erkennen, daß <strong>der</strong> sogenannte „gerechte<br />

Krieg“ sich als Wolf im Schafspelz wie<strong>der</strong> seinen Platz in <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen<br />

Weltordnung erobert. Er gibt sich hochmoralisch. Die Weltmacht<br />

USA, <strong>der</strong>en tragende Ideologie ohnehin – im Gr<strong>und</strong>e seit<br />

einem Jahrhun<strong>der</strong>t 39 – den „bellum iustum“ verherrlicht, bekämpft<br />

als Träger des Guten weltweit das Böse in einem „Antiterror<strong>krieg</strong>“<br />

<strong>und</strong> erstreitet für alle Menschen des Planeten <strong>die</strong> sogenannte Freiheit.<br />

In Europa wird man nicht müde, eine „Weiterentwicklung des<br />

Völkerrechts“ voranzutreiben, um endlich <strong>die</strong> edle Sache <strong>der</strong> „humanitären<br />

Intervention“ ungehin<strong>der</strong>t in Angriff nehmen zu können.<br />

Wer wollte denn <strong>die</strong> hohen Ideale, <strong>die</strong> gerade von den beiden<br />

bestgerüsteten Zentren des Globus vorgetragen werden, nicht als<br />

ehrenwert anerkennen? Die Diagnose wachsamer Völkerrechtler<br />

könnte indessen je<strong>der</strong> halbwegs wache Mensch nachvollziehen: Je<br />

selbstgewisser moralische Ansprüche 40 vorgetragen <strong>und</strong> je lauter moralische<br />

Ziele (für an<strong>der</strong>e, für Unterdrückte etc.) propagiert werden,<br />

desto näher sind wir bei <strong>der</strong> Auflösung des internationalen Rechts<br />

zugunsten <strong>der</strong> Gewaltmacht angelangt.<br />

Lei<strong>der</strong> gibt es zahlreiche Indizien dafür, daß <strong>die</strong> Kirchen trotz<br />

des ökumenischen Bekenntnisstandes nur allzu anfällig für <strong>die</strong> Verführungen<br />

<strong>der</strong> <strong>krieg</strong>erischen „Moral“-Propaganda geblieben sind.<br />

Der Vatikansprecher Navarro Valls (Opus Dei) beeilte sich, nach<br />

einem Anti<strong>krieg</strong>svotum von Johannes Paul II. Ende 2001 eilig klarzustellen,<br />

<strong>die</strong> gerechte Kriegslehre <strong>der</strong> Kirche sei damit keineswegs<br />

in Frage gestellt. Wie außerordentlich wichtig es ist, auf den Begriff<br />

des „gerechten Krieges“ <strong>und</strong> das zugehörige – stets entlastende –<br />

Zauberwort <strong>der</strong> „ultima ratio“ nunmehr konsequent zu verzichten,<br />

mag ein Beispiel aus dem Rheinland im Vorfeld des Irak-Krieges<br />

illustrieren. Der neugewählte Präses Nikolaus Schnei<strong>der</strong>, bei frie-<br />

39 US-Präsident Woodrow Wilson hatte den Ersten Welt<strong>krieg</strong> öffentlich als<br />

„Kreuzzug für Demokratie“ <strong>und</strong> als Krieg, „<strong>der</strong> allen Kriegen ein Ende<br />

setzt“, proklamiert. Gleichwohl gestand er am 5. September 1919 <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit: „Je<strong>der</strong> Mann, jede Frau – ja, jedes Kind – ist sich doch<br />

darüber im klaren, daß mo<strong>der</strong>ne Kriege durch <strong>die</strong> Rivalität von Handel <strong>und</strong><br />

Industrie bedingt sind […]. Dieser Krieg war ein Industrie- <strong>und</strong> Handels<strong>krieg</strong>.“<br />

40 Denninger 2005 möchte „<strong>die</strong> These wagen, daß <strong>die</strong> moralische Selbstsicherheit<br />

umso größer sein muß, je geringer <strong>die</strong> Bedrohungsgewißheit ist <strong>und</strong> je<br />

schwächer damit <strong>die</strong> herkömmliche völkerrechtliche Rechtfertigung eines<br />

präventiven Waffeneinsatzes ausfallen muß.“<br />

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