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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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geführt, <strong>der</strong>en weltliche o<strong>der</strong> „religiöse“ Ziele dem biblischen <strong>und</strong><br />

universellen Verständnis von Gerechtigkeit kraß entgegengesetzt<br />

sind. 39 (Ob <strong>die</strong>ses neuen Habitus <strong>der</strong> „christlichen“ Kultur merkt es<br />

auch Luther nicht mehr, wenn er <strong>die</strong> Sprache des Evangeliums<br />

vollends verläßt: „Steche, schlage, würge hier wer da kann. Bleibst<br />

darüber tot, wohl dir, einen seligeren Tod kannst du nimmerdar erlangen.<br />

Denn du stirbst im Gehorsam gegenüber dem göttlichen<br />

Wort <strong>und</strong> Befehl.“) Der katholische Moraltheologe Charles Journet<br />

kommt zu dem Schluß, nach den ernstgenommenen Bestimmungen<br />

des Thomas von Aquin könne man „<strong>die</strong> wirklich <strong>und</strong> ganz gerechten<br />

Kriege“ <strong>der</strong> gesamten Geschichte an den eigenen Fingern abzählen.<br />

40<br />

e. Das Christentum beendet nicht <strong>die</strong> Sakralisierung <strong>der</strong> Kriegsgewalt,<br />

son<strong>der</strong>n entwickelt ein ganzes Arsenal weiterer „Kriegssakramente“<br />

<strong>und</strong> „heiliger Kriegsbil<strong>der</strong>“, <strong>die</strong> sich je<strong>der</strong> erdenklichen<br />

Nachfrage anpassen. (Im Kloster Maria Laach wollte z.B. Abt Ildefons<br />

Herwegen voller Bejahung Analogien zwischen „Liturgischer<br />

Bewegung“ <strong>und</strong> Faschismus, zwischen <strong>der</strong> Kirche <strong>und</strong> dem „neuen<br />

soziologischen Gebilde des totalen Staates“ des Führers Adolf Hitler<br />

ausmachen. Bereits im Ersten Welt<strong>krieg</strong> hatte man in <strong>der</strong> gleichen<br />

Abtei den Krieg „in einem geheimen Zusammenhang mit dem<br />

blutigen Drama auf Golgatha“ <strong>und</strong> dem „Heiligen“ gesehen.) Bis<br />

heute sind <strong>die</strong> Stereotypen des christlichen Bil<strong>der</strong>kanons für das<br />

Schlachtfeld in <strong>der</strong> massenkulturellen Kriegspropaganda wirksam<br />

(z.B. in Hollywood).<br />

müßten. Für Hieronymus († 420) ist <strong>der</strong> Krieg von Christen gegen Christen<br />

schon kein Problem mehr. (Vgl. Reckinger 1983, 40.)<br />

39 Dazu Reckinger 1983, 44: „Was Christen seit Augustinus, zu einem großen<br />

Teil mit Billigung <strong>und</strong> unter Mitwirkung <strong>der</strong> Amtsträger, dann alles angestellt<br />

haben, indem sie versuchten, <strong>die</strong> Gewalt in den Dienst ihrer jeweiligen<br />

‚gerechten Sache‘ o<strong>der</strong> gar des ‚Reiches Gottes‘ zu stellen, ist <strong>der</strong>art bekannt,<br />

daß es genügen mag, einige Stichworte in Erinnerung zu rufen:<br />

Germanenmission unter dem Schutz des Schwertes; Sachsen-, Sklaven- <strong>und</strong><br />

Indianermission unter dem Vorausgehen des Schwertes; Kreuzzüge (nach<br />

Jerusalem, Konstantinopel, Albi…); Papst<strong>krieg</strong>e; Konfessions<strong>krieg</strong>e,<br />

Eroberung <strong>und</strong> Ausplün<strong>der</strong>ung überseeischer Län<strong>der</strong>; Abschlachten ihrer<br />

Einwohner, resp. ihre Gefangennahme, Verschleppung <strong>und</strong> Verwendung als<br />

Sklaven; Fehden <strong>und</strong> Kriege zwischen Burgen, Städten <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n…“ In<br />

vielen traurigen Kapiteln untersucht Deschner (Hg.) 1970 <strong>die</strong>se Geschichte<br />

bis zu den Welt<strong>krieg</strong>en.<br />

40 Vgl. Gollwitzer 1957, 48.<br />

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