peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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densbewegten Christen hoch angesehen, predigte am 27. Januar 2003<br />
in Düsseldorf: „‚Zu 98 % haben <strong>die</strong> Pazifisten recht‘ – sagte Karl<br />
Barth einmal. […] Die Kriegserklärungen <strong>der</strong> Alliierten gegen<br />
Deutschland gehörten zu den 2 %, wie vielleicht auch <strong>die</strong> militärische<br />
Gewalt auf dem Balkan <strong>und</strong> in Afghanistan.“ 41 Diese als Argument<br />
gegen einen Angriffs<strong>krieg</strong> im Irak formulierte Mutmaßung erfolgte<br />
ohne Anfrage <strong>und</strong> ohne alle Notwendigkeit. Bezeichnen<strong>der</strong>weise<br />
dreht es sich bei den thematisierten neueren Kriegen, denen<br />
ein mögliches „Gerechtsein“ zugebilligt wird, um Kriege mit b<strong>und</strong>esdeutscher<br />
Beteiligung. Beim Kosovo-Luft<strong>krieg</strong> <strong>der</strong> NATO 1999 handelte<br />
es sich nach Auskunft des B<strong>und</strong>estagsabgeordneten Willy Wimmer<br />
(CDU) vor allem um eine nachgeholte geostrategische Maßnahme<br />
<strong>der</strong> USA 42 , <strong>die</strong> im übrigen unendlich mehr Geld gekostet hat<br />
als alle dürftig ausgestatteten Präventionsbemühungen im Vorfeld.<br />
Das menschliche Leid wurde durch <strong>die</strong> Bomben aus hoher Höhe<br />
nachweislich drastisch verschlimmert. Nur ein völlig uninformierter<br />
Zeitgenosse konnte <strong>und</strong> kann <strong>die</strong>sen Balkan<strong>krieg</strong> als „humanitäre<br />
Intervention“ mißverstehen. 43 Indessen zeigten sich <strong>der</strong> CDU-Katholizismus<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> sozialdemokratisch dominierte Synoden-Protestantismus<br />
unwillig, <strong>die</strong> propagandistisch im Land verbreiteten Mythen<br />
44 wenigstens im Ansatz zu hinterfragen. Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft<br />
zur Betreuung <strong>der</strong> Kriegs<strong>die</strong>nstverweigerer diagnostizierte,<br />
<strong>die</strong> Kirche sei trotz all ihrer „friedensethischen Orientierungen“<br />
1999 orientierungslos gewesen. Zwei Jahre später zogen<br />
B<strong>und</strong>eswehrsoldaten zur „Verteidigung unserer Freiheit“ an den Hin-<br />
41 Schnei<strong>der</strong> 2003.<br />
42 Vgl. Wimmer 2001.<br />
43 Vgl. zur Lüge vom humanitären Kosovo<strong>krieg</strong> auch: Drewermann 2002b, 29-<br />
34. (Erstveröffentlichung in: Publik-Forum Nr. 7/2000.)<br />
44 Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung <strong>der</strong> Kriegs<strong>die</strong>nstverweigerer<br />
nennt folgende, 1999 auch im kirchlichen Bereich verbreitete<br />
Annahmen, <strong>die</strong> ihrer Ansicht nach in keinem Punkt standhalten: „Es wird<br />
behauptet: Diplomatie benötigt vor allem in Krisensituationen ein entsprechendes<br />
militärisches Drohpotential, um ihre Ziele durchsetzen zu können.<br />
[…] Militärische Gewalt ist als ‚ultima ratio‘ zulässig, um Verletzungen von<br />
Menschenrechten zu stoppen. […] ‚Humanitäre Interventionen‘ können<br />
auch mit Mitteln des Luft<strong>krieg</strong>es durchgesetzt werden. […] Hätte man auf<br />
<strong>die</strong> UNO gewartet, hätte man dem Angreifer – im Kosovo-Konflikt:<br />
Milosevic – nicht Einhalt gebieten können. […] Die moralisch-emotionale<br />
Rechtfertigung des Militäreinsatzes ist unverzichtbar, wenn eine breite<br />
Zustimmung erreicht werden soll.“ (EAK 2001)<br />
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