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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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f. Vollständig verdreht wird Jesu Weisung, dem Kaiser (nur) das<br />

(zurück) zu geben, was ihm ohnehin gehört, <strong>und</strong> Gott zu geben, was<br />

Gottes ist (Markus 12,17). [Dieses Wort hat nach Henrik Ibsen ohne<br />

Blutvergießen <strong>die</strong> Caesaren aller Zeiten getötet. 41 Praktisch geht es<br />

allenfalls um eine Duldung des Steuerzahlens, keineswegs aber um eine<br />

Auffor<strong>der</strong>ung zu Kriegs<strong>die</strong>nst o<strong>der</strong> politischem Gehorsam!] Die –<br />

auch von <strong>der</strong> Reformation gefestigte – Ideologie <strong>der</strong> per se erst einmal<br />

von Gott legitimierten staatlichen Obrigkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> für Christen<br />

verpflichtenden Gehorsampflicht (Römer 13) hat unter Gläubigen<br />

<strong>und</strong> Kirchenleitungen ein Riesenheer an (Mit-)Tätern bei Verbrechen<br />

von größtem Ausmaß produziert. 42 Im krassen Gegensatz zur<br />

Apostelgeschichte (5,29) verpflichtet <strong>die</strong> offizielle Kirchendisziplin<br />

den Einzelnen bis in <strong>die</strong> Neuzeit hinein dazu, sein Gewissen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Nachfolge Jesu <strong>der</strong> Regie des Staates unterzuordnen. 43<br />

41 Vgl. Drewermann 2002a, 155.<br />

42 Bei <strong>der</strong> Eröffnung des Reichstages in <strong>der</strong> Potsdamer Garnisonskirche<br />

predigte <strong>der</strong> evangelische Bischof Dibelius am 21. März 1933 nach Hitlers<br />

Machterlangung: „Ein neuer Anfang staatlicher Geschichte steht immer<br />

irgendwie im Zeichen <strong>der</strong> Gewalt. Denn <strong>der</strong> Staat ist Macht. Neue Entscheidungen,<br />

neue Orientierungen, Wandlungen <strong>und</strong> Umwälzungen<br />

bedeuten immer den Sieg des einen über den an<strong>der</strong>en. Und wenn es um<br />

Leben <strong>und</strong> Sterben <strong>der</strong> Nation geht, dann muß <strong>die</strong> staatliche Macht kraftvoll<br />

<strong>und</strong> durchgreifend eingesetzt werden, es sei nach außen o<strong>der</strong> nach<br />

innen. Wir haben von Dr. Martin Luther gelernt, daß <strong>die</strong> Kirche <strong>der</strong><br />

rechtmäßigen staatlichen Gewalt nicht in den Arm fallen darf, wenn sie tut,<br />

wozu sie berufen ist. Auch dann nicht, wenn sie hart <strong>und</strong> rücksichtslos<br />

schaltet.“ – Wie wenig Bischof Dibelius in <strong>der</strong> Folgezeit gelernt hat, zeigt<br />

ein Zitat aus dem Jahr 1961: „Ich war <strong>und</strong> bin <strong>der</strong> Meinung, daß es nur ein<br />

Ziel gibt, das den Einsatz des irdischen Lebens wert ist: das ist <strong>die</strong> Aufrichtung<br />

einer Ordnung, in <strong>der</strong> <strong>die</strong> Menschen <strong>die</strong> Freiheit haben, dem christlichen<br />

Evangelium gemäß zu leben. Und den Staat, <strong>der</strong> sich dafür entscheidet<br />

[…], nenne ich einen christlichen Staat. Ein solcher Staat hat aber dann<br />

auch das sittliche Recht, <strong>die</strong> Mittel <strong>der</strong> Macht zu gebrauchen <strong>und</strong> <strong>der</strong> so<br />

ausgerichteten Nation Freiheit <strong>und</strong> ‚Lebensraum‘ [sic!] zu erkämpfen. Und<br />

kein Opfer ist zu groß, als daß es ein solcher Staat nicht for<strong>der</strong>n dürfte.“<br />

(Zitiert nach: Deschner 1970, 473.)<br />

43 Auf katholischer Seite galt z.B. das fatale Prinzip, im Zweifelsfall („Ist <strong>der</strong><br />

Krieg gerecht?“) eine Rechtsvermutung zugunsten <strong>der</strong> eigenen Regierung<br />

walten zu lassen <strong>und</strong> zu gehorchen. (Vgl. Reckinger 1983, 74-79; 90-101, <strong>der</strong><br />

allerdings auch den 1546 gestorbenen spanischen Theologen Francisco de<br />

Vitoria anführt: „Wenn Untertanen zu Unrecht o<strong>der</strong> zu Recht sich <strong>der</strong><br />

Ungerechtigkeit eines Krieges bewußt sind, dürfen sie daran nicht teilnehmen.“)<br />

Vergessen wird gerne, daß <strong>die</strong> ebenfalls Obrigkeitsgehorsam<br />

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