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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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menschenfeindlichen Technik.“ 78 Was aber, wenn <strong>die</strong> öffentliche<br />

durch eine veröffentlichte Meinung ersetzt wird, <strong>die</strong> in den Me<strong>die</strong>nwerkstätten<br />

weniger Konzerne produziert wird? Mit rasanter Geschwindigkeit<br />

soll das kollektive Bewußtsein <strong>der</strong> Weltgesellschaft auf<br />

Krieg programmiert werden. (Im Bereich <strong>der</strong> Ökonomie ist ein Großteil<br />

<strong>der</strong> Menschen bereits gefügig gemacht.) Im vorherrschenden<br />

Verständnis einer inflationär bemühten „Me<strong>die</strong>nkompetenz“ wird<br />

von <strong>der</strong> Pädagogik auf formale Me<strong>die</strong>ntechniken <strong>und</strong> nicht auf ideologiekritische<br />

Fähigkeiten abgestellt. 79 Kirchliche Bildungs- <strong>und</strong><br />

Erziehungsarbeit müßte deshalb jene Erfor<strong>der</strong>nisse berücksichtigen,<br />

<strong>die</strong> Peter Kern <strong>und</strong> Hans-Georg Wittig schon vor zwanzig Jahren<br />

für eine „Pädagogik im Atomzeitalter“ formuliert haben. 80<br />

Der Rückzug auf eine lediglich individualpädagogische Gegenwehr<br />

– unter Verzicht z.B. auf eine offensive Me<strong>die</strong>npolitik <strong>der</strong> Kirchen<br />

– käme allerdings einem Offenbarungseid gegenüber dem massenkulturellen<br />

Krieg gleich. Wer Eltern wirklich beistehen will, darf<br />

<strong>die</strong> ganze Last nicht über Erziehungsappelle auf sie abladen. Der<br />

Drachen ist inzwischen so groß geworden, daß Einzelne allein es<br />

nicht mehr mit ihm aufnehmen können. Ein Paradigmenwechsel ist<br />

unabdingbar: Der übliche Blick auf <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>nkonsumenten, <strong>der</strong> den<br />

Konzernen keinerlei Angst bereitet, muß sich verwandeln in eine<br />

Kritik <strong>der</strong> Produzenten. Da ein Großteil <strong>der</strong> elektronischen Kriegspropaganda<br />

ganz unverhohlen Verfassungswerte <strong>und</strong> Völkerrechtsnormen<br />

in Frage stellt, muß <strong>die</strong> Zivilgesellschaft – auch mit Blick<br />

auf geltendes Recht – Strategien wi<strong>der</strong> das geistige Diktat <strong>der</strong> Bellizisten<br />

entwickeln. Die kirchliche Kulturför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>narbeit<br />

<strong>der</strong> Kirchen, <strong>die</strong> dank <strong>der</strong> Kirchensteuerzahler über eine nennenswerte<br />

Infrastruktur verfügt, könnten dabei einen erheblichen<br />

Beitrag leisten. (Allerdings läßt das Problembewußtsein noch sehr zu<br />

wünschen übrig. Die anläßlich des Papstbesuches 2005 an alle katholischen<br />

Haushalte kostenlos verschickte Zeitung „SommerZeit“<br />

des Erzbistums Köln empfiehlt z.B. „für Jugendliche“ – auch zur<br />

Ausleihe aus <strong>der</strong> bischöflichen Me<strong>die</strong>nzentrale – den Film „Troja“ 81<br />

78 Zitiert nach: Eicher 1982, 203.<br />

79 Die Pädagogikprofessoren aus <strong>der</strong> 68er Generation, so meinte unlängst ein<br />

Student zu mir, sind entwe<strong>der</strong> aus Verzweiflung dem Alkohol verfallen o<strong>der</strong><br />

haben sich ein Schlafzimmer im Universitätsgebäude eingerichtet.<br />

80 Vgl. Kern/Wittig 1984.<br />

81 Vgl. zu <strong>die</strong>sem Filmtitel: Bürger 2005b, 158, 480, 484f, 504f.<br />

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