peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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ner Flut von Kulturprodukten – darunter Filme, Computerspiele <strong>und</strong><br />
Poster – wird bis heute <strong>die</strong> „ästhetische Erhabenheit“ <strong>der</strong> Atompilze<br />
kommerziell vermarktet.<br />
Aus naher Bodenperspektive zeigten sich in Hiroshima <strong>und</strong> Nagasaki<br />
1945 natürlich ganz an<strong>der</strong>e Bil<strong>der</strong>. Doch <strong>die</strong>se Bil<strong>der</strong> waren<br />
unerwünscht. Damit <strong>der</strong> Massenmord an Zivilisten durch US-Atombomben<br />
im öffentlichen Bewußtsein möglichst wenig verankert<br />
würde, arbeiteten <strong>die</strong> USA ab 1945 in Japan zunächst mit strengen<br />
Zensurmaßnahmen. Sie konfiszierten einmaliges Dokumentarbildmaterial<br />
<strong>und</strong> verhin<strong>der</strong>ten, verboten o<strong>der</strong> zensierten japanische Filmproduktionen<br />
zum Thema. 40 Wegen <strong>der</strong> Pressezensur erfuhren <strong>die</strong><br />
Japaner lange nichts von dem, was wirklich geschehen war. In Hiroshima<br />
<strong>und</strong> Nagasaki hatten <strong>die</strong> Japaner Yoshito Matsushige <strong>und</strong><br />
Yosuke Yamahata erschütternde Fotografien <strong>der</strong> leidenden Menschen<br />
aufgenommen. Im Juli 1946 for<strong>der</strong>te das US-Hauptquartier Matsushige<br />
auf, seine Fotos zurückzuziehen. Sie würden <strong>die</strong> Öffentlichkeit<br />
nur schockieren. „Vom Pentagon wurde <strong>der</strong> Kameramann Herbert<br />
Sussan engagiert, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Vorweihnachtszeit 1945 das Grauen in<br />
<strong>der</strong> zerstörten Stadt filmte. Sussan war fest davon überzeugt, das<br />
Material solle als Mahnung gegen den Atom<strong>krieg</strong> verwendet werden.<br />
Doch <strong>die</strong> Filme wurden nicht veröffentlicht. Sie <strong>die</strong>nten lediglich<br />
als Anschauungsmaterial für <strong>die</strong> Strategen“ 41 . Später erkrankte Sussan<br />
an Leukämie. In <strong>der</strong> Folge des von Anfang an gelenkten Bildgedächtnisses<br />
werden Leidensikonen mit Gesichtern von Menschen<br />
<strong>die</strong> große Ausnahme bleiben. Bis heute ziehen <strong>die</strong> Schulbuchredaktionen<br />
zur Illustration fast nur <strong>die</strong> große „Siegeswolke“ heran.<br />
Auch daheim in den USA herrschte bis 1952 <strong>die</strong> Zensur, soweit<br />
es <strong>die</strong> Berichterstattung über <strong>die</strong> wirklichen Folgen von Hiroshima<br />
<strong>und</strong> Nagasaki betraf. Gleichzeitig pries in den 40er <strong>und</strong> 50er Jahren<br />
eine ganze Propagandawelle das „Atom“. Die neue Technologie <strong>und</strong><br />
das Atomzeitalter waren massenkulturell im Bewußtsein mit Wohlstand<br />
<strong>und</strong> grenzenlosem Fortschritt verankert. Selbst als bekannt<br />
wurde, daß auch <strong>die</strong> UdSSR eine Atombombe entwickelt hatte, führte<br />
<strong>die</strong> Leinwand noch mit absurden Zeichentrickfilmen angebliche<br />
40 Vgl. dazu den Abschnitt „3. Das Thema ‚Atombombe‘ im Spielfilm“ in:<br />
Geschwinde 1994; Paul 2004, 252; Colmas 2005, 44f, 48-49, 89.<br />
41 Atombomben auf Hiroshima <strong>und</strong> Nagasaki. 6./9. August 1945. http://<br />
www.<strong>die</strong>terwun<strong>der</strong>lich.de/<strong>hiroshima</strong>_nagasaki.htm .<br />
42 Vgl. z.B. Roth 2004d. In <strong>der</strong> „Welt“ vom 6.5.2005 schreibt Torsten Krauel<br />
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