peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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litärmacht unterstützt. Und <strong>die</strong> Bibel for<strong>der</strong>t <strong>die</strong> Vereinigten Staaten<br />
dazu auf, wie<strong>der</strong> stark zu werden.“ (Hal Lindsey) „Die Entwicklung<br />
nuklearer Waffen war ein Teil von Gottes Plan. Nuklear<strong>krieg</strong> könnte<br />
<strong>die</strong> Erfüllung von Prophezeiung sein. Wir müssen bereit sein. Bevor<br />
wir gehen, gehen sie. Das kann ich mit gänzlich gutem christlichen<br />
Gewissen tun.“ (Ed McAteer, Funktionär <strong>der</strong> Christlichen Rechten)<br />
Ihren angeblich wortwörtlichen Biblizismus verbinden <strong>die</strong> F<strong>und</strong>amentalisten<br />
mit Auslegungssystemen, <strong>die</strong> den friedensför<strong>der</strong>nden<br />
<strong>und</strong> solidarischen Gr<strong>und</strong>bestand des christlichen Evangeliums willkürlich<br />
außer Kraft setzen: Die Bergpredigt gilt heute nicht mehr;<br />
<strong>die</strong> Bibel for<strong>der</strong>t den Krieg gegen das „Böse“. Das Erlöserbild wird<br />
dem Rambo-Komplex angeglichen: „Der Mann [Jesus, Anm.], <strong>der</strong><br />
auf <strong>die</strong>ser Erde lebte, war ein Mann mit Muskeln. […] Christus war<br />
ein Macho!“ (Jerry Falwell 97 ) Der angeblichen Israel-Fre<strong>und</strong>lichkeit<br />
<strong>die</strong>ser Bewegung steht ein neuer „Holocaust“ gegenüber: Alle Juden,<br />
<strong>die</strong> sich am Ende nicht zu Christus bekehren, werden im letzten<br />
Gemetzel umkommen. Ein Friedensprozeß in Nahost wird<br />
mitunter ausdrücklich als Werk des Anti<strong>christen</strong> bezeichnet.<br />
Der Kontext, in dem Endzeit<strong>christen</strong> <strong>die</strong> Zukunftsfragen <strong>der</strong><br />
menschlichen Zivilisation betrachten, ist <strong>die</strong> unausweichliche <strong>und</strong><br />
willkommengeheißene Katastrophe. Daß Gott das Monopol über<br />
das „Ende <strong>der</strong> Welt“ verloren hat <strong>und</strong> nunmehr <strong>der</strong> Mensch <strong>die</strong> Instrumente<br />
für eine je<strong>der</strong>zeit mögliche Totalvernichtung besitzt, gilt<br />
als gutes Zeichen. Immanuel Kant mochte – in völligem Einklang mit<br />
dem Jüngsten Gericht des Matthäus-Evangeliums (25,31-46) – <strong>die</strong><br />
„letzten Dinge“ nur als Ernstfall <strong>der</strong> Gegenwart betrachten: Ist <strong>der</strong><br />
Mensch fähig, im an<strong>der</strong>en Menschen <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Menschheit seinesgleichen<br />
wie<strong>der</strong>zuerkennen? 98 Solche Selbstbescheidung liegt dem<br />
97 Zitiert nach: Scherer-Em<strong>und</strong>s 1989, 90. – Außerdem war Jesus nach weiteren<br />
F<strong>und</strong>amentalisten-Zitaten, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ser Autor bietet, explizit „Kapitalist“ <strong>und</strong><br />
Lehrer des „Individualismus“. Payer 2001 bietet neuere Zitate, <strong>die</strong> u. a. <strong>die</strong><br />
Erhebung von Kapitalismus <strong>und</strong> Erfolg zu Dogmen des F<strong>und</strong>amentalismus<br />
belegen.<br />
98 Vgl. Bahr 2001, 21-23, <strong>die</strong> ausdrücklich auf Kants <strong>die</strong>sseitige „Gegenthesen“<br />
zur apokalyptischen Rede hinweist (kategorischer Imperativ, Theorie<br />
von <strong>der</strong> Gerechtigkeit, Traktat vom ewigen Frieden). – Das einzige endzeitliche<br />
Gerichtskriterium in Matthäus 25,35f. lautet: „Ich war hungrig, <strong>und</strong> ihr<br />
habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, <strong>und</strong> ihr habt mir zu trinken<br />
gegeben; ich war fremd <strong>und</strong> obdachlos, <strong>und</strong> ihr habt mich aufgenommen;<br />
ich war nackt, <strong>und</strong> ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, <strong>und</strong> ihr<br />
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