peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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Walzer (USA) zu lesen: „Im Sommer 1945 schuldeten <strong>die</strong> siegreichen<br />
Amerikaner dem japanischen Volk ein Experiment <strong>der</strong> Verhandlung.<br />
[…] Der Einsatz <strong>der</strong> Atombombe, <strong>die</strong> Ermordung <strong>und</strong><br />
Terrorisierung von Zivilisten, ohne ein solches Experiment überhaupt<br />
zu versuchen, war ein doppeltes Verbrechen.“ 19<br />
7. Angesichts <strong>der</strong> Alternativen „Verhandlung, Vorwarnung o<strong>der</strong><br />
Massentötung durch Atombomben“ geben regierungsamtliche Untersuchungsergebnisse<br />
<strong>der</strong> USA aus dem Jahr 1946 sehr zu denken.<br />
Auf japanischer Seite standen <strong>die</strong> Einsichtigen keineswegs auf restlos<br />
verlorenem Posten. „Professor J. K. Galbraith, <strong>der</strong> 1945 offizieller<br />
US-Ermittler in Japan war, hat kategorisch festgestellt: ‚Die Bomben<br />
fielen, nachdem <strong>die</strong> japanische Regierung <strong>die</strong> Entscheidung gefällt<br />
hatte zu kapitulieren‘.“ 20 Außerdem: Noch vor dem 1. November<br />
1945 wäre <strong>der</strong> Krieg mit Japan, so ein 1946 herausgegebener US-<br />
Militärbericht, auch ohne Atombombeneinsatz zu Ende gewesen.<br />
Stalin hatte bereits auf Jalta im Februar 1945 einen Eintritt in den<br />
Krieg gegen Japan drei Monate nach dem absehbaren Sieg über<br />
Deutschland zugesagt. Deshalb rechneten viele US-Militärs gar nicht<br />
mehr mit einer Notwendigkeit <strong>der</strong> beiden geplanten Invasionsstufen<br />
(November 1945, März 1946). Die Kernfrage ist: Wollte Truman<br />
keinen Verhandlungsfrieden, weil er dann <strong>die</strong> neue Bombe nicht<br />
mehr hätte einsetzen können? 21<br />
8. Das uns schon bekannte Hauptargument Trumans, das bis<br />
heute zum Standardrepertoire <strong>der</strong> US-Erinnerung gehört, lautet: Die<br />
Atombomben haben unzählige Menschenleben gerettet. Man rechnete bei <strong>der</strong><br />
geplanten – jedoch fraglichen – Invasion zu Recht mit zahlreichen<br />
Toten in <strong>der</strong> US-Armee <strong>und</strong> unter japanischen Zivilisten. Doch geben<br />
<strong>die</strong> verlustreichen Konfrontationen mit dem fanatischen Heer<br />
19 Zitiert nach: Frey 2004, 108.<br />
20 Hudson 2005. Coulmas 2005, 104 referiert sogar als noch weiter zurückgehende<br />
Einschätzung Galbraiths, „daß <strong>die</strong> Durchsetzung <strong>der</strong> Kapitulationsentscheidung<br />
des Obersten Kriegsrates mit Kaiser Hirohito vom 20. Juni<br />
1945 wegen politischer Rivalitäten innerhalb <strong>der</strong> Regierung <strong>und</strong> <strong>der</strong> umständlichen<br />
japanischen Bürokratie Zeit brauchte, Zeit, <strong>die</strong> Washington<br />
hätte einräumen können, ohne daß sich dadurch am Kriegsausgang etwas<br />
geän<strong>der</strong>t hätte.“ Zur US-Einschätzung über <strong>die</strong> fragliche Notwendigkeit <strong>der</strong><br />
geplanten Invasionsstufen <strong>und</strong> <strong>die</strong> These des Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong>s Bert V. A.<br />
Röling, <strong>die</strong> Atombomben könnten nach Lektüre <strong>der</strong> japanischen Protokolle<br />
(Ministerrat, Kronrat) nicht als <strong>die</strong> Ursache <strong>der</strong> Kapitulation betrachtet<br />
werden, vgl. Coulmas 2005, 13f., 42.<br />
21 Vgl. Coulmas 2005, 16.<br />
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