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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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„Enola“ wird scheinheilig (<strong>und</strong> ohne sachlichen Gr<strong>und</strong>) als „technischer<br />

Meilenstein“ <strong>und</strong> als Symbol des Fortschritts präsentiert. Japanische<br />

Überlebende, <strong>die</strong> in ihr ein Symbol für riesige Leiden sehen,<br />

wurden offiziell nicht empfangen. Einstimmig tadelte <strong>der</strong><br />

Kongreß <strong>die</strong> Macher <strong>der</strong> ursprünglichen Ausstellungskonzeption in<br />

einer Resolution. Sie hätten das Werk <strong>der</strong> Atombomben, ein „barmherziges“<br />

Kriegsende, nicht angemessen dargestellt. Führende Volksvertreter<br />

hatten außerdem dem Smithsonian-Institut im Fall einer<br />

Ausstellungseröffnung mit schmerzlichen Haushaltskürzungen gedroht.<br />

Florian Coulmas benennt <strong>die</strong> Ursache <strong>die</strong>ser schweren Geschütze<br />

<strong>und</strong> Erpressungen: Fachhistoriker dürfen publizieren, was<br />

immer sie wollen. Doch ein großes Publikum darf auf keinen Fall<br />

mit Inhalten erreicht werden, <strong>die</strong> <strong>die</strong> etablierte Legende <strong>der</strong> Nationalhistorie<br />

in Frage stellen. (Man erinnert sich – ohne unzulässigen<br />

Vergleich <strong>der</strong> behandelten Themen! – an <strong>die</strong> konservativen <strong>und</strong> rechtsextremistischen<br />

Wi<strong>der</strong>stände gegen das ursprüngliche Ausstellungsprojekt<br />

über Wehrmachtsverbrechen in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik. 62 )<br />

Welche Devotionalien des Atomkults 63 möglich sind, zeigen nunmehr<br />

an<strong>der</strong>e Geister als <strong>die</strong> seriösen Museumsleute in den USA: Eine<br />

auf japanische Bitte hin nicht gedruckte Atompilz-Briefmarke 64 wird<br />

vom „Volk“ selbst produziert. Unter <strong>der</strong> Atomwolke steht: „Keine<br />

Entschuldigungen, Hiroshima bombar<strong>die</strong>rt, 6. August 1945“; „Denkt<br />

an Pearl Harbor!“; „Stolzes Gedenken“ etc. Eine Ausstellung zeigt<br />

viele „grandiose Atompilze“ aus Militärarchiven. T-Shirts mit Atompilz<br />

sind im nationalen Atommuseum zu kaufen. Dort zeigt man<br />

auch originalgetreue Nachbildungen von „Little Boy“ <strong>und</strong> „Fat Man“,<br />

den Atombomben über Hiroshima <strong>und</strong> Nagasaki. Auf „einzigartigen<br />

Bechern“ zur Erinnerung für Zuhause sind <strong>die</strong> beiden auch abgebildet:<br />

„Genießen Sie Ihr Lieblingsgetränk!“<br />

Nach Hiroshima wurden <strong>die</strong> Vereinigten Staaten von Amerika<br />

zu <strong>der</strong>jenigen Weltmacht, <strong>die</strong> ab 1945 bis heute weltweit <strong>die</strong> meisten<br />

Angriffs<strong>krieg</strong>shandlungen begangen hat. Unbeirrt hielten sie fest am<br />

Selbstbild jener „unschuldigen Nation“ unter Gott, <strong>die</strong> Jefferson einst<br />

gepriesen hatte. Die Ideologie vom gerechten Krieg fand, wie Coul-<br />

62 Auch dabei führte <strong>die</strong> Revision zu einer neuen Ausstellungskonzeption mit<br />

weniger Anschaulichkeit in <strong>der</strong> Fotoauswahl.<br />

63 Vgl. zum folgenden als Quelle: Coulmas 2005, 107f.<br />

64 Mit <strong>der</strong> geplanten Unterzeile zum „50. Jahrestag“: „Atombomben beschleunigten<br />

das Kriegsende“.<br />

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