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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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nun <strong>die</strong> drängende Frage, ob <strong>die</strong> Geschichte wirklich den Weltgroßmächten<br />

<strong>und</strong> einem blinden Schicksal überlassen ist. Die mächtige<br />

Stadt Babylon (Rom) ist vom Blut schon betrunken (17,6). Doch <strong>die</strong><br />

Zeugen sehen „das neue Jerusalem von Gott her aus dem Himmel<br />

herabkommen“ (21,2) <strong>und</strong> versagen dem „Reich des Tieres“ ihre<br />

Gefolgschaft. Ihr dringlichster Wunsch ist auch im täglichen Achtzehnbittengebet<br />

<strong>der</strong> jüdischen Synagoge enthalten: „…<strong>die</strong> freche<br />

Regierung [= Rom] mögest du eilends ausrotten in unseren Tagen.“<br />

In den Vereinigten Staaten ist es den politischen Funktionären<br />

des massenmedial <strong>und</strong> kirchlich organisierten F<strong>und</strong>amentalismus<br />

gelungen, <strong>die</strong>se antiimperialistische Vision vollständig zu verdrehen<br />

<strong>und</strong> in eine Option für <strong>die</strong> gegenwärtige Supermacht umzufunktionieren.<br />

Man wendet sich – ähnlich dem Ursprungskontext <strong>der</strong> Apokalypse<br />

– vor allem an <strong>die</strong> Masse <strong>der</strong> Verlierer <strong>und</strong> Benachteiligten.<br />

Dabei wird absur<strong>der</strong>weise ausgerechnet <strong>die</strong> UNO – Synonym für<br />

eine gleichberechtigte Völkerwelt – als neues „Rom“ präsentiert, während<br />

<strong>die</strong> konkrete Hegemonialmacht des eigenen Landes <strong>und</strong> seine<br />

Elite förmlich zum Instrument Gottes aufsteigen.<br />

6. Nato-Katholizismus <strong>und</strong> Heidelberger Thesen<br />

Die Atombombe wurde ursprünglich aus <strong>der</strong> Angst heraus entwickelt,<br />

Hitler könne eine solch schreckliche Waffe als erster herstellen.<br />

Die über Hiroshima <strong>und</strong> Nagasaki abgeworfenen Atombomben wären<br />

bei einem etwas an<strong>der</strong>en „Fahrplan“ <strong>der</strong> Geschichte vielleicht<br />

auf Köln, Düsseldorf, Stuttgart o<strong>der</strong> eine an<strong>der</strong>e deutsche Großstadt<br />

gefallen. In <strong>die</strong>sem Fall hätten <strong>der</strong> rheinische Katholizismus <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

ihm eng verb<strong>und</strong>ene Christdemokratie Konrad Adenauers mit größter<br />

Wahrscheinlichkeit einen Atompazifismus entwickelt. Die konkrete<br />

Geschichte ist jedoch an<strong>der</strong>s verlaufen (nachdem man den ausgeschalteten<br />

„omnipotenten Hitler“ mit zwei Städten im weitgehend<br />

bereits besiegten Japan ausgetauscht hatte). Zwei Monate vor dem<br />

Staatskirchentum doch wie<strong>der</strong> Eingang gef<strong>und</strong>en. Nachdrücklich wie kein<br />

an<strong>der</strong>er Autor macht Amery 2002 <strong>die</strong> Verweigerungspraxis <strong>der</strong> ersten drei<br />

Jahrhun<strong>der</strong>te als Modell für eine Verweigerung gegenüber dem mo<strong>der</strong>nen<br />

neoliberalen Kaiserkult des Totalen Marktes geltend. Amery hält aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> militärischen Entwicklung <strong>und</strong> <strong>der</strong> ökologischen Ignoranz des gegenwärtigen<br />

Systems ein Überleben <strong>der</strong> Menschheit im 3. Jahrtausend nur für<br />

möglich, wenn eine solche Bewegung entsteht.<br />

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