peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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destag muß ein westfälischer CDU-Abgeordneter noch danach das<br />
– 1950 von Kardinal Frings 47 angesichts <strong>der</strong> kommunistischen Gefahr<br />
als „verwerfliche Sentimentalität“ bezeichnete – Recht auf<br />
Kriegs<strong>die</strong>nstverweigerung wi<strong>der</strong> das kirchliche Gutachten <strong>der</strong> katholischen<br />
Seite verteidigen. 48<br />
h. Die Geschichte <strong>der</strong> christlichen Kriegstheologie, Kriegspredigt<br />
<strong>und</strong> Kriegspraxis zu schreiben, das wird – von wenigen Ausnahmen<br />
abgesehen – bis heute den leidenschaftlichen Kirchengegnern<br />
überlassen. (Wenn dann aber ein Karlheinz Deschner <strong>die</strong> These<br />
vom „Massenmord als Praxis einer Religion“ vorstellt <strong>und</strong> seine<br />
Anklage durch gedruckte Quellen nachweisen kann, weiß man dennoch:<br />
„Alles Lüge!“) Daß <strong>die</strong> Kirchengeschichtsschreibung auch im<br />
20. Jahrhun<strong>der</strong>t überwiegend nicht aus Lernen, son<strong>der</strong>n aus einer<br />
endlosen Rechtfertigung <strong>und</strong> Beschönigung <strong>der</strong> <strong>krieg</strong>streibenden<br />
Bef<strong>und</strong>e besteht, muß theologisch als bedeutsamster „ekklesialer“<br />
Fall <strong>der</strong> Sünde wi<strong>der</strong> den Heiligen Geist bewertet werden.<br />
Die verfeinerte Lehre vom gerechten Krieg suggerierte, man könne<br />
<strong>die</strong> Realität des Krieges in ein logisch wi<strong>der</strong>spruchsfreies Beurteilungsraster<br />
<strong>der</strong> Ethik bannen. Das war außerordentlich beruhigend.<br />
Den Anspruch einer praktikablen Wahrheit hat <strong>die</strong>se Doktrin jedoch<br />
nicht einzulösen vermocht. Die Gr<strong>und</strong>festen jeglicher Kriegsaus<br />
<strong>der</strong> Christkönigsgesellschaft <strong>und</strong> den Priester Max Josef Metzger<br />
(Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Christkönigsgesellschaft). Der erstgenannte wurde in eine<br />
Nervenklinik eingeliefert, <strong>die</strong> nachfolgenden sieben bezahlten ihre Verweigerung<br />
mit dem Tod. Zu bedenken ist, in welchem Umfang deutsche<br />
Bischöfe gleichzeitig den „Eid auf den Führer“ <strong>und</strong> dessen unbedingte<br />
Verpflichtung gepredigt hatten. Zu fragen bleibt, wann den seliggesprochenen<br />
Militaristen <strong>der</strong> beiden Welt<strong>krieg</strong>e wenigstens einige Verweigerer<br />
folgen.<br />
47 Kardinal Frings war auf dem Katholikentag in Bonn (Juni 1950) einer <strong>der</strong><br />
ersten, <strong>die</strong> eine Wie<strong>der</strong>aufrüstung <strong>der</strong> Deutschen for<strong>der</strong>ten. 2005 steht in<br />
Düsseldorf eine Brückennamenstaufe zu seinen Ehren an.<br />
48 Vgl. Drewermann 2002a, 48-50. Die kirchlichen Gutachter waren <strong>die</strong> Jesuiten<br />
G<strong>und</strong>lach <strong>und</strong> Hirschmann; sie beriefen sich auf <strong>die</strong> aktuelle Weihnachtsbotschaft<br />
von Pius XII. Der Münsteraner CDU-Abgeordnete versuchte<br />
demgegenüber, mit einem Hinweis auf das irrige Gewissen eine katholische<br />
Position für das Recht auf Kriegs<strong>die</strong>nstverweigerung noch irgendwie zu<br />
retten. Der auf Kriegsfragen wohlwollend <strong>und</strong> mit zeitlosen „lutherischen“<br />
Prinzipien antwortende Theologieprofessor Künneth verkündet zu jener<br />
Zeit ebenfalls als evangelische Position: „Verweigerung des Wehr<strong>die</strong>nstes ist<br />
Ungehorsam gegen Gottes Gebot.“ (Vgl. Gollwitzer 1962, 284f.)<br />
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