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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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spes, Nr. 78/79). Ursprünglich aber hatte man an eine ausdrückliche<br />

Hochschätzung <strong>der</strong>jenigen gedacht, <strong>die</strong> sich „entwe<strong>der</strong> wegen ihres Zeugnisses<br />

für <strong>die</strong> christliche Sanftmut o<strong>der</strong> wegen ihrer Ehrfurcht vor dem menschlichen<br />

Leben o<strong>der</strong> wegen aufrichtigen Abscheus vor Gewalttätigkeit“ dem Militär<strong>die</strong>nst<br />

verweigern. 88 Wie<strong>der</strong> erreichten einige Bischöfe, <strong>die</strong> dem<br />

nationalkirchlichen Kriegs<strong>christen</strong>tum des alten Äons treu blieben,<br />

in den letzten Konzilswochen <strong>die</strong> Streichung <strong>die</strong>ser Sätze.<br />

Seit Jahrzehnten ist es in Kirchenpapieren sehr üblich, den Soldaten<br />

mit Gewißheit einen hohen Auftrag zu bescheinigen <strong>und</strong> den<br />

christlichen Pacifici mit Toleranz vage gute Absichten zuzubilligen.<br />

Allerdings hat das Friedenskomitee <strong>der</strong> Päpstlichen Kommission<br />

Justitia et Pax schon 1970 erklärt: „Die Mittel <strong>der</strong> Kriegsführung<br />

haben sich geän<strong>der</strong>t. Die zerstörerische Kraft <strong>der</strong> Atomwaffen […]<br />

ist so, daß je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Gebrauch von <strong>die</strong>sen Waffen machen wollte,<br />

sehr viel mehr Unheil <strong>und</strong> sehr viel mehr Schaden anrichten würde,<br />

als das Gut, das er verteidigen möchte, wert ist. Diese Überlegung<br />

für sich allein genügt, um jene Leute zu rechtfertigen, <strong>die</strong> den Militär<strong>die</strong>nst<br />

aus Gewissengründen ablehnen.“ 89 Unschwer läßt sich herauslesen,<br />

daß <strong>die</strong> Autoren <strong>die</strong>ser Zeilen es für eine schwere Gewissensentscheidung<br />

halten, im Atomzeitalter überhaupt Militär<strong>die</strong>nst zu<br />

leisten. Sie wissen auch: Es gibt ein zivilisatorisches Wissen um funktionierende<br />

gewaltfreie Methoden <strong>der</strong> Verteidigung <strong>und</strong> des Wi<strong>der</strong>stands,<br />

aber es wird von den Waffenbesitzern hartnäckig ignoriert.<br />

Die beiden Großkirchen <strong>der</strong> DDR <strong>und</strong> <strong>die</strong> katholischen Bischöfe<br />

<strong>der</strong> USA haben in den 80er Jahren Gewaltverzicht nicht mehr<br />

unter dem Aspekt einer edlen Gesinnung o<strong>der</strong> des nur moralisch<br />

Erwünschten betrachtet, son<strong>der</strong>n als überlebenswichtige Konsequenz<br />

<strong>der</strong> Vernunft. Sie zogen in Erwägung, <strong>die</strong>s könne im Atomzeitalter<br />

ein zentraler Erweis für <strong>die</strong> Wahrheit des Christentums sein. Nachdem<br />

schon vor sechs Jahrzehnten selbst ein Kardinal Ottaviani den<br />

Verweigerern des mo<strong>der</strong>nen Krieges das Recht zusprach, wäre heute<br />

zu wünschen: Die Weltkirche beendet jegliche Diffamierungen<br />

88 Vgl. Rahner/Vorgrimler 1982, 444. In ihrem Hirtenwort „Gerechter Friede“<br />

(2000) äußern sich <strong>die</strong> deutschen Bischöfe nicht zur christlich motivierten<br />

Kriegs<strong>die</strong>nstverweigerung, betonen aber: „Wir begrüßen <strong>die</strong> große Akzeptanz,<br />

<strong>die</strong> <strong>der</strong> Zivil<strong>die</strong>nst in <strong>der</strong> Bevölkerung gef<strong>und</strong>en hat; vorbehaltlos<br />

erkennen wir <strong>die</strong> Gewissensentscheidung <strong>der</strong>er an, <strong>die</strong> den Dienst an <strong>der</strong><br />

Waffe verweigern.“<br />

89 Zitiert nach: Reckinger 1983, 109.<br />

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