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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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kunst aus Hollywood“ (2005) zeige ich, welche inhaltlichen Strategien<br />

<strong>die</strong>ser hegemoniale Massenkulturkomplex verfolgt. 73 Neben <strong>der</strong><br />

Ikonographie für <strong>die</strong> globale Vorherrschaft einer <strong>krieg</strong>erischen Supermacht<br />

wird vor allem Geschichtspolitik betrieben. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

wird Geschichte rekapituliert als Geschichte von Kriegen, <strong>die</strong><br />

jede Stufe des Fortschritts hervorbringen. (Das im Frühjahr 2005<br />

bei uns auf allen Litfaßsäulen beworbene Computerspiel „Empire<br />

Earth“ möchte, daß Jugendliche sich auf solche Weise mit 10.000 Jahren<br />

Zivilisationsgeschichte vertraut machen. Sponsoren sind Telekom<br />

<strong>und</strong> Brockhaus.) Worum es letztlich geht, erläutert Coulmas in<br />

seinem Hiroshima-Buch mit einem Zitat von Michel Foucault: „Es<br />

wird ein Kampf um <strong>und</strong> über <strong>die</strong> Geschichte ausgefochten, <strong>der</strong> äußerst<br />

interessant ist. Die Absicht besteht darin, das, was ich das ‚allgemeine<br />

Gedächtnis‘ genannt habe, umzuprogrammieren <strong>und</strong> zu<br />

unterdrücken <strong>und</strong> den Menschen dabei ein Muster für <strong>die</strong> Interpretation<br />

<strong>der</strong> Gegenwart vorzuschlagen bzw. aufzuzwingen.“ 74 Überwacht<br />

wird <strong>die</strong> Einhaltung von Tabus (z.B. Hiroshima). Neu rekonstruiert<br />

werden solche historischen Schauplätze, <strong>die</strong> wie Vietnam<br />

mit kritischen Erinnerungen <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>und</strong> endlos dokumentierten<br />

US-Verbrechen verb<strong>und</strong>en sind. Archaische Kriegsmythen,<br />

Kriegstheologien, Heldenstereotypen, Katastrophen, Weltuntergänge<br />

<strong>und</strong> Straßenkämpfe ergänzen <strong>die</strong>se Retrospektiven mit kollektiver<br />

Psychopolitik. Hollywood produziert den „Krieg <strong>der</strong> Welten“ <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> „Welt des Krieges“. Mit <strong>die</strong>sem Konzept füllt <strong>die</strong> Filmindustrie<br />

jeden Mikrokosmos <strong>und</strong> den Makrokosmos aus. Feindbil<strong>der</strong>, speziell<br />

auch <strong>der</strong> von Ölgier motivierte „Kulturkampf“ gegen <strong>die</strong> islamische<br />

Welt, werden im Kino über längere Zeiträume aufgebaut. Neben<br />

einem durchweg positiven Militärimage ist vor allem daran<br />

gelegen, <strong>die</strong> mo<strong>der</strong>ne Militärtechnologie <strong>und</strong> <strong>die</strong> Instrumente <strong>der</strong><br />

Massenvernichtung als Gegenstand von Technikfaszination zu präsentieren.<br />

Namentlich Atombomben gehören in pentagongeför<strong>der</strong>ten<br />

Filmproduktionen zur unverzichtbaren Ausstattung <strong>der</strong> Zukunft.<br />

Sie bringen nicht Tod, son<strong>der</strong>n Rettung <strong>und</strong> Spaß. Im Zusammenhang<br />

von Kriegsgerichtsfilmen <strong>und</strong> reproduzierten „humanitären<br />

Einsätzen“ erfährt <strong>der</strong> Zuschauer, warum mitunter eine nennenswerte<br />

Anzahl von Zivilisten eines an<strong>der</strong>en Kulturkreises getötet<br />

73 Bürger 2005b, mit me<strong>die</strong>npolitischen Überlegungen im Schlußkapitel. Vgl.<br />

im Literaturverzeichnis auch: Bürger 2004 <strong>und</strong> Bürger 2005a bis 2005e.<br />

74 Zitiert nach: Coulmas 2005, 114.<br />

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