peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder
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kaum zufällig – zum Zeitpunkt <strong>der</strong> b<strong>und</strong>esdeutschen Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
um Atomwaffenstationierungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Fortschreibung des<br />
kirchlichen „Antibolschewismus“. In einer nachfolgenden Neuauflage<br />
<strong>die</strong>ses Textes für <strong>die</strong> Katholische Sozialwissenschaftliche Zentralstelle<br />
lobt Kardinal Höffner „<strong>die</strong> klare Einsicht in letzte [sic!]<br />
Zusammenhänge, <strong>die</strong> unbeirrbare Treue zu den gottgegebenen Prinzipien<br />
<strong>und</strong> ihre überzeugende Darstellung“ durch Pater G<strong>und</strong>lach.<br />
Dessen unbeirrbare Treue proklamiert: „Die Anwendung des atomaren<br />
Krieges ist nicht absolut unsittlich.“ Als katholisch werden<br />
Konstruktionen ausgegeben, <strong>die</strong> eine (vermeintlich) „gerechte Kriegsursache“<br />
<strong>und</strong> eine ungerechte Kriegsführung mit unerlaubten Mitteln<br />
problemlos verbinden. G<strong>und</strong>lach hat natürlich eine genaue Vorstellung<br />
davon, wer in <strong>der</strong> konkreten geschichtlichen Situation<br />
qualifiziert ist, Atombomben im Dienste höchstmöglicher „sittlicher<br />
Ziele“ zu werfen. Die totalste Bedrohung <strong>der</strong> Menschen ist nicht <strong>die</strong><br />
Auslöschung allen Lebens, son<strong>der</strong>n <strong>die</strong> kommunistische Weltherrschaft.<br />
Vorbereitend hatte bereits <strong>der</strong> Jesuit Hirschmann unter Berufung<br />
auf Franz von Assisi atomkritische Protestanten in den „Stimmen<br />
<strong>der</strong> Zeit“ (7/1958) abgekanzelt: „Der Mut, unter Aussicht auf<br />
millionenfache Zerstörung menschlichen Lebens in <strong>der</strong> heutigen<br />
Situation das Opfer atomarer Rüstung zu bejahen, kann <strong>der</strong> Haltung<br />
des heiligen Franziskus [sic!] innerlich näherstehen <strong>und</strong> mehr Geist<br />
vom Geist <strong>der</strong> Theologie des Kreuzes atmen als ein Denken, das<br />
naturrechtliche Prinzipien vorschnell einem <strong>und</strong>urchdachten Theologumenon<br />
[gemeint ist wohl <strong>die</strong> Ächtung <strong>der</strong> Atomwaffen] opfert,<br />
wie es heute in breiter Front evangelische Pfarrer <strong>und</strong> Theologen<br />
tun.“<br />
Zutreffen<strong>der</strong>weise wird man G<strong>und</strong>lachs totalitären Platonismus<br />
einer Weltzerstörung zur Wahrung ewiger Ideen mit Franz Klüber<br />
als „Kanonisierung <strong>der</strong> Gotteslästerung“ bezeichnen müssen. Erreicht<br />
wird dabei <strong>die</strong> höchste Wahnstufe <strong>der</strong> Gewalt. 90 Klüber hat –<br />
nach E.-W. Böckenförde <strong>und</strong> R. Spaemann – aufgezeigt, mit welchen<br />
schamlosen Strategien <strong>der</strong> Jesuit seine Berufung auf Pius XII.<br />
90 Tobias Brocher bietet folgende Definition an: „Gewalt ist <strong>der</strong> Wahn, das<br />
eigene Leben über den Tod hinaus durch <strong>die</strong> Vernichtung von Glück,<br />
Freiheit <strong>und</strong> Leben an<strong>der</strong>er verlängern o<strong>der</strong> bereichern zu können, um<br />
einer Idee willen, <strong>der</strong> subjektiver Ewigkeitswert zugeschrieben wird.“<br />
(Zitiert nach: Kern/Wittig 1984, 96.)<br />
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