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peter bürger hiroshima, der krieg und die christen - Friedensbilder

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wird. Man kann über Patente <strong>und</strong> Preispolitik dafür sorgen, daß sehr<br />

viele Millionen Aids-Kranke auf <strong>der</strong> Erde – <strong>die</strong> überwältigende<br />

Mehrheit <strong>der</strong> Betroffenen – nicht in den Genuß antiretroviraler<br />

Medikamente kommen. (In <strong>die</strong>sem Fall sprach <strong>der</strong> Jesuit Angelo<br />

D’Agostino im Januar 2004 bei einer Messe für Papst Johannes Paul<br />

II. von einem „Völkermordverhalten <strong>der</strong> Pharma-Kartelle“.) Man<br />

kann <strong>die</strong> sicherheitspolitische Abschirmung wohlhaben<strong>der</strong> Erdregionen<br />

so gestalten, daß Tausende Flüchtlinge auf dem Weg ins gelobte<br />

Land ertrinken, o<strong>der</strong> man kann einen afrikanischen Immigranten<br />

bei <strong>der</strong> Abschiebung im Flugzeug so fesseln, daß er erstickt…<br />

Die Art, wie speziell im Krieg getötet wird, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Beschaffenheit<br />

<strong>der</strong> dabei verwendeten Instrumente sind schon immer Gegenstand<br />

<strong>der</strong> christlichen Ethik gewesen. Tertullian stellt um 199 n. Chr.<br />

kategorisch fest: „Keine Tracht, <strong>die</strong> ein Zubehör unerlaubter Handlungen<br />

ist, gilt bei uns als erlaubt.“ (De idolatria 19) Auch für den<br />

heiligen Cyprian, Bischof von Karthago († 258), liegen <strong>die</strong> Dinge<br />

noch vergleichsweise einfach: Gott hat dem Eisen als Bestimmung<br />

zugedacht, daß Menschen daraus Hilfsmittel zur Bebauung <strong>der</strong> Erde<br />

machen können. Eine Verwendung von Metallen zur Herstellung<br />

von Mordwaffen ist nicht im Sinne des göttlichen Erfin<strong>der</strong>s. (De<br />

habitu virginum 11) Noch <strong>der</strong> heilige Basilius von Caesarea (330-<br />

379) meint schlichtweg, bei <strong>der</strong> Verwendung von Schwertern <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>en Waffen könne man sich nie herausreden, schon gar nicht<br />

mit dem Hinweis auf eine unschuldige Abschreckungsintention. In<br />

<strong>die</strong> Beschaffenheit <strong>die</strong>ser Instrumente ist <strong>die</strong> Tötungsabsicht ja bereits<br />

eingeflossen. Wer ein Beil wirft, darf sich nicht scheinheilig mit unkontrollierten<br />

Wirkungen entschuldigen. (Epistula 188) Im Laufe <strong>der</strong><br />

Jahrhun<strong>der</strong>te werden <strong>die</strong> Fragen komplizierter. Die „gepanzerten<br />

Ritter sorgten dafür, daß das 2. Laterankonzil von 1139 <strong>die</strong> Armbrust,<br />

mit <strong>der</strong> sie von den Bauernheeren beschossen wurden, verbot,<br />

<strong>und</strong> ebenso ging es dann mit den neuen Feuerwaffen.“ 55<br />

Merkwürdigerweise findet es <strong>der</strong> entsprechende Kanon 29 allerdings<br />

nur unerlaubt, <strong>die</strong> tückische Erfindung gegen Christen einzusetzen.<br />

Noch Luther ermahnt <strong>die</strong> Gläubigen im Kriegs<strong>die</strong>nst, nur gleichartige<br />

Geräte gegen an<strong>der</strong>e Geräte – <strong>und</strong> zwar selbstverständlich nur<br />

gegen an<strong>der</strong>e Waffenträger – einzusetzen. 56<br />

Die Theologen haben sich zu Recht mit jenen Instrumenten aus-<br />

55 Gollwitzer 1957, 21.<br />

56 Vgl. Gollwitzer 1962, 282f.<br />

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